Political Correctness: Wohin darf man noch reisen?
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Veröffentlicht am: 13. Dezember 2016
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Wenn man nach ethischen Gründen sucht, die einen davon abhalten könnten, in ein Land zu reisen, wird man auch in Deutschland fündig: Wie kann man es in einem Land voller sozialer Ungerechtigkeit und mit einem enormen Anteil an rassistisch denken Menschen reisen, geschweige denn sogar leben?
Ich halte es da mit dem von dir o.g. Zitat: „Wer Land und Leute kennen lernen will und offen auf die Menschen vor Ort zugeht, öffnet diesen sozusagen ein Tor zur Welt. Durch den Austausch, Informationen und Begegnungen ergeben sich möglicherweise langfristig Änderungen des politischen Systems.“.
Ansonsten interessieren mich die Menschen im Land mehr als die Politik. Und deshalb gibt es für mich kein Land, in das ich nicht reisen würde. Ganz besonders die Türkei ist für mich immer eine Reise wert. Die Menschen dort leiden fürchterlich unter dem Rückgang des Tourismus. Arbeitslosigkeit und Armut steigen. Das ist häufig auch der Nährboden für den Wunsch nach einer radikalen Änderung und der Grund für manchen (Bürger-) Krieg
Beste Grüße
UlrikeDanke dafür, dass diesen Thema hier Platz finden darf… beschäftigt mich schon lange…und ich finde es gut, das darüber ausführlich diskutiert wird…. ich habe nie verstanden, wie man sich in manchen Ländern im Luxusressort aalen kann, während vor den Toren die bettelarme Bevölkerung vor sich hin darbt… Vielleicht muss man Reisen (in Sinne von Land und Leute kennenlernen) und Urlaub machen (im All-in-Luxus prassen) unterscheiden… es ist auf jeden Fall ein heißes Eisen, und ich überlege auch gut, wo ich noch hinfahren kann und möchte – wenn man die herrschenden Strukturen und den ökologischen Fußabdruck noch miteinbezieht, bleibt nicht wirklich viel übrig…. Nachdenkliche Grüße,Karin
Liebe Karin, da bin ich ganz bei dir: Luxusurlaub in armen Ländern geht gar nicht! Das habe ich auch nie verstanden. Aber leider gibt es ja genug Leute, die sich da herzlich wenig Gedanken drüber machen …
Sehr schöner Post!
Bei all der berechtigten Diskussion um ethisches Reisen wird kaum hinterfragt, ob ein Reiseboykott überhaupt etwas bringt. Nach Ökonom Tyler Cowen bringen Boykotte fast gar nichts. Ich behaupte nicht, dass Ökonomen alles besser wissen, aber die Sachlage ist alles andere als glasklar.
Es könnte ja sogar sein, dass Reiseboykotte alles nur noch schlimmer machen und wir statt zu boykottieren vermehrt in die angesprochenen Länder reisen sollten.
Hier auch ein Denkanreiz von der Kanzlerin dazu:
https://www.berlinjournal.biz/merkel-empfiehlt-deutschen-mehr-bildungsurlaub-in-arabische-welt/… hab ich übersehen ;)
Mit dem Thema habe ich mich auch schon länger beschäftigt – weil ich 2014 nach Nordkorea gereist bin (https://movingroovin.de/nordkorea-reise/) und vorher lange überlegt habe, ob ich das wirklich machen soll. Letztendlich kam ich zu dem Entschluss, dass ich meine Reiseziele nicht von der politischen Situation eines Landes abhängig macht – zumindest solange nicht, solange ich mich in dem Land weitestgehend sicher bewegen kann.
Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr verschwimmt bei mir die Grenze zwischen „bereisbarem“ und „unbereisbarem“ Land. Beispiele gibt’s genug: USA, China, Russland, Japan, Philippinen, Türkei, Ägypten… Kriegstreiber, Umweltsünder, Waltöter, Diktaturen… wenn ich all die Themen bei der Wahl eines Reiseziels berücksichtigen würde, wäre die Auswahl wirklich sehr gering.
Sehr interessanter Artikel und eine wichtige Diskussion. Ich kann dir genau sagen, wo meine Schmerzgrenze liegt: Maldiven. Da will ich nicht hin. Ich will dieses Regime mit meinem Geld nicht unterstützen und ich kann nicht mit gutem Gewissen eine schöne Zeit dort geniessen.
Ich kann noch aus irgendwelchen Gründen nachvollziehen, nicht in die AKP Hochburgen in Zentralanatolien zu Reisen.
Die Touristenorte an der Südküste sind hingegen die Opositionshochburgen der Türkei. Das sieht man sehr gut an den letzten Wahlergebnissen.
Das betrifft gerade kleine Touristendörfer, mit einer eher alternativen Ausrichtung – wie Adrasan.
Allgemein ein ganzes Land zu meiden, weil eine Hälfte eine gewisse politische Meinung vertritt führt zu keiner Lösung. Das zementiert vielmehr den aktuellen Status ein.
Das Konzept:
Ich fahre da nicht hin und rede nicht mit den Menschen, wird genau das Gegenteil dessen bewirken, was du erreichen willst.
Das ist unabhängig von Ländern wie der Türkei, Thailand oder anderen Ländern so.
Stell dir zum Beispiel die Situation in Dubai ohne Tourismus vor. Wie würde das Land ohne Tourismus ausschauen? Denke dabei an die Nachbarländer.
Reisende machen ein Land weltoffen.
Wegzubleiben bewirkt genau das Gegenteil.
Hallo Thomas, ich glaube, eine „Lösung“ gibt es in dem Sinne auch nicht, sondern jeder muss seine eigene Haltung dazu finden, und die darf sich auch verändern. Grundsätzlich gebe ich dir Recht, dass Boykott nicht unbedingt die beste Option ist. Trotzdem fühle ich mich unwohl damit, in ein Land zu fahren, in dem willkürliche Verhaftungen Oppositioneller inzwischen an der Tagesordnung sind.
Wohin wir reisen und wohin nicht, machen wir auch immer von der Richtung abhängig, wohin sich das Land politisch bewegt. Deshalb haben wir im Sommer auch unsere geplante Türkei-Reise abgesagt. In den Iran z.B. würden wir aber dennoch fahren, obwohl es dort um die Menschenrechte vermutlich noch schlechter steht, als in der Türkei. Alles in allem eine schwierige Frage, zu der ich auch keine klare Antwort habe…
Schwierige Frage, aber eine wichtige Diskussion, finde ich. Meine zwei Reisen nach Syrien (1999 und 2006, also vor dem Krieg) haben mich zum ersten Mal hautnah mit der Lebensrealität in einer Diktatur konfrontiert. Das fand ich deutlich eindrücklicher als alle Lektüre von Amnesty-International-Berichten vorher und nachher, und ich bin sehr froh, dass ich damals da war. (Na ja, vor allem auch, weil ich gesehen habe, was für ein wunderschönes Land es einmal war.) Was jetzt nicht heißt, dass ich in jedes Land reisen würde, um mal zu gucken, „wie es da ist“, auch wenn ich damit ein undemokratisches Regime unterstütze. Es wird immer eine persönliche Abwägungssache bleiben. Auf jeden Fall finde ich den Hinweis gut, so sehr wie möglich lokale Wirtschaft (im Gegensatz zu staatlichen Institutionen) zu unterstützen.
Wenn man nach ethischen Gründen sucht, die einen davon abhalten könnten, in ein Land zu reisen, wird man auch in Deutschland fündig: Wie kann man es in einem Land voller sozialer Ungerechtigkeit und mit einem enormen Anteil an rassistisch denken Menschen reisen, geschweige denn sogar leben?
Ich halte es da mit dem von dir o.g. Zitat: „Wer Land und Leute kennen lernen will und offen auf die Menschen vor Ort zugeht, öffnet diesen sozusagen ein Tor zur Welt. Durch den Austausch, Informationen und Begegnungen ergeben sich möglicherweise langfristig Änderungen des politischen Systems.“.
Ansonsten interessieren mich die Menschen im Land mehr als die Politik. Und deshalb gibt es für mich kein Land, in das ich nicht reisen würde. Ganz besonders die Türkei ist für mich immer eine Reise wert. Die Menschen dort leiden fürchterlich unter dem Rückgang des Tourismus. Arbeitslosigkeit und Armut steigen. Das ist häufig auch der Nährboden für den Wunsch nach einer radikalen Änderung und der Grund für manchen (Bürger-) Krieg
Beste Grüße
Ulrike
Danke dafür, dass diesen Thema hier Platz finden darf… beschäftigt mich schon lange…und ich finde es gut, das darüber ausführlich diskutiert wird…. ich habe nie verstanden, wie man sich in manchen Ländern im Luxusressort aalen kann, während vor den Toren die bettelarme Bevölkerung vor sich hin darbt… Vielleicht muss man Reisen (in Sinne von Land und Leute kennenlernen) und Urlaub machen (im All-in-Luxus prassen) unterscheiden… es ist auf jeden Fall ein heißes Eisen, und ich überlege auch gut, wo ich noch hinfahren kann und möchte – wenn man die herrschenden Strukturen und den ökologischen Fußabdruck noch miteinbezieht, bleibt nicht wirklich viel übrig…. Nachdenkliche Grüße,Karin
Liebe Karin, da bin ich ganz bei dir: Luxusurlaub in armen Ländern geht gar nicht! Das habe ich auch nie verstanden. Aber leider gibt es ja genug Leute, die sich da herzlich wenig Gedanken drüber machen …
Sehr schöner Post!
Bei all der berechtigten Diskussion um ethisches Reisen wird kaum hinterfragt, ob ein Reiseboykott überhaupt etwas bringt. Nach Ökonom Tyler Cowen bringen Boykotte fast gar nichts. Ich behaupte nicht, dass Ökonomen alles besser wissen, aber die Sachlage ist alles andere als glasklar.
Es könnte ja sogar sein, dass Reiseboykotte alles nur noch schlimmer machen und wir statt zu boykottieren vermehrt in die angesprochenen Länder reisen sollten.
Hier auch ein Denkanreiz von der Kanzlerin dazu:
https://www.berlinjournal.biz/merkel-empfiehlt-deutschen-mehr-bildungsurlaub-in-arabische-welt/
Danke für den interessanten Link, Florian. Die Erwiderung der anderen Partei auf den Rat der Kanzlerin übersehen wir mal geflissentlich …
… hab ich übersehen ;)
Ist auch besser so ;-)
Mit dem Thema habe ich mich auch schon länger beschäftigt – weil ich 2014 nach Nordkorea gereist bin (https://movingroovin.de/nordkorea-reise/) und vorher lange überlegt habe, ob ich das wirklich machen soll. Letztendlich kam ich zu dem Entschluss, dass ich meine Reiseziele nicht von der politischen Situation eines Landes abhängig macht – zumindest solange nicht, solange ich mich in dem Land weitestgehend sicher bewegen kann.
Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr verschwimmt bei mir die Grenze zwischen „bereisbarem“ und „unbereisbarem“ Land. Beispiele gibt’s genug: USA, China, Russland, Japan, Philippinen, Türkei, Ägypten… Kriegstreiber, Umweltsünder, Waltöter, Diktaturen… wenn ich all die Themen bei der Wahl eines Reiseziels berücksichtigen würde, wäre die Auswahl wirklich sehr gering.
Sicherheit steht bei mir auch ganz oben bei der Wahl der Reiseländer!
Sehr interessanter Artikel und eine wichtige Diskussion. Ich kann dir genau sagen, wo meine Schmerzgrenze liegt: Maldiven. Da will ich nicht hin. Ich will dieses Regime mit meinem Geld nicht unterstützen und ich kann nicht mit gutem Gewissen eine schöne Zeit dort geniessen.
Malediven stünden aus ganz anderen Gründen nicht auf meiner To-go-Liste: zu eintönig ;-) Aber du hast recht: Das Regime ist auch nicht ohne.
Ich kann noch aus irgendwelchen Gründen nachvollziehen, nicht in die AKP Hochburgen in Zentralanatolien zu Reisen.
Die Touristenorte an der Südküste sind hingegen die Opositionshochburgen der Türkei. Das sieht man sehr gut an den letzten Wahlergebnissen.
Das betrifft gerade kleine Touristendörfer, mit einer eher alternativen Ausrichtung – wie Adrasan.
Allgemein ein ganzes Land zu meiden, weil eine Hälfte eine gewisse politische Meinung vertritt führt zu keiner Lösung. Das zementiert vielmehr den aktuellen Status ein.
Das Konzept:
Ich fahre da nicht hin und rede nicht mit den Menschen, wird genau das Gegenteil dessen bewirken, was du erreichen willst.
Das ist unabhängig von Ländern wie der Türkei, Thailand oder anderen Ländern so.
Stell dir zum Beispiel die Situation in Dubai ohne Tourismus vor. Wie würde das Land ohne Tourismus ausschauen? Denke dabei an die Nachbarländer.
Reisende machen ein Land weltoffen.
Wegzubleiben bewirkt genau das Gegenteil.
Hallo Thomas, ich glaube, eine „Lösung“ gibt es in dem Sinne auch nicht, sondern jeder muss seine eigene Haltung dazu finden, und die darf sich auch verändern. Grundsätzlich gebe ich dir Recht, dass Boykott nicht unbedingt die beste Option ist. Trotzdem fühle ich mich unwohl damit, in ein Land zu fahren, in dem willkürliche Verhaftungen Oppositioneller inzwischen an der Tagesordnung sind.
Wohin wir reisen und wohin nicht, machen wir auch immer von der Richtung abhängig, wohin sich das Land politisch bewegt. Deshalb haben wir im Sommer auch unsere geplante Türkei-Reise abgesagt. In den Iran z.B. würden wir aber dennoch fahren, obwohl es dort um die Menschenrechte vermutlich noch schlechter steht, als in der Türkei. Alles in allem eine schwierige Frage, zu der ich auch keine klare Antwort habe…
Ja, aber manchmal geht es einfach so schnell, dass man kaum hinterherkommt, herauszufinden, in welche Richtung sich ein Land bewegt …
Schwierige Frage, aber eine wichtige Diskussion, finde ich. Meine zwei Reisen nach Syrien (1999 und 2006, also vor dem Krieg) haben mich zum ersten Mal hautnah mit der Lebensrealität in einer Diktatur konfrontiert. Das fand ich deutlich eindrücklicher als alle Lektüre von Amnesty-International-Berichten vorher und nachher, und ich bin sehr froh, dass ich damals da war. (Na ja, vor allem auch, weil ich gesehen habe, was für ein wunderschönes Land es einmal war.) Was jetzt nicht heißt, dass ich in jedes Land reisen würde, um mal zu gucken, „wie es da ist“, auch wenn ich damit ein undemokratisches Regime unterstütze. Es wird immer eine persönliche Abwägungssache bleiben. Auf jeden Fall finde ich den Hinweis gut, so sehr wie möglich lokale Wirtschaft (im Gegensatz zu staatlichen Institutionen) zu unterstützen.
Ja, das stimmt, Sabine: Es ist ein schwieriges Thema. Auf jeden Fall wert, mal drüber nachzudenken, bevor man die nächste Reise bucht …