Willst du auch einmal die Welt von oben sehen wie der Astronaut Alexander Gerst? Dann ab in den Gasometer in Oberhausen! In der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ kannst du in einem gläsernen Fahrstuhl über der Erde schweben und zudem viele beeindruckende Natur- und Umweltbilder zum Staunen und Nachdenken betrachten.
Was ist der Gasometer in Oberhausen?
In den 1920er-Jahren war das Ruhrgebiet eine Industrielandschaft mit zahlreichen Fördertürmen, Kokereien und Eisenhütten. Im Gasometer in Oberhausen wurde das Gas gespeichert, das bei der Eisenverarbeitung entstand und nicht direkt weitergenutzt werden konnte. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit wurde 1929 am Rhein-Herne-Kanal mit 117,5 Metern Höhe und einem Durchmesser von 67,6 Metern der größte Gasbehälter Europas eingeweiht.
Der 117 Meter hohe Gasometer am Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen. (Foto: Dirk Böttger – Gasometer Oberhausen GmbH)
Nachdem der Koksbedarf im Ruhrgebiet stagnierte, wurde die Kokerei in Oberhausen geschlossen und der Gasometer überflüssig. Seine Stilllegung erfolgte 1988. In den 1990er-Jahren wurde das Industriedenkmal zur höchsten Ausstellungs- und Veranstaltungshalle Europas umgebaut. 17 Ausstellungen fanden hier bisher statt. Die neueste heißt „Das zerbrechliche Paradies“, sie läuft noch bis zum 26. November 2023.
Ich habe schon mehrere Ausstellungen im Gasometer besucht und fand sie jedesmal großartig – was nicht nur an den Ausstellungsstücken, sondern auch an der besonderen Architektur des Gasometers liegt: Das Erdgeschoss befindet sich unter der 600 Tonnen schweren Gasdruckscheibe, die früher je nach Füllstand in unterschiedlicher Höhe auf dem Gas schwamm. Heute ist die Gasdruckscheibe auf gut 4 Metern Höhe fixiert. Über ihr ist eine zweite Ebene und darüber eine dritte, die mit 100 Metern so hoch ist, dass dort riesige Installationen hineinpassen, zum Beispiel die Nachbildung des Matterhorns, die Skulptur eines Regenwaldbaumes oder – wie aktuell – eine 20 Meter breite Weltkugel.
Die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“
Schon am Eingang auf der ersten Ebene ziehen mich die ersten Bilder der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ in ihren Bann: Der Raum ist abgedunkelt, und über mehrere Runden verteilt hängen zahlreiche rund zwei mal drei Meter große Fotos von der Decke. Daneben steht jeweils eine kurze Beschreibung, was das Bild zeigt, wo und teils wie es aufgenommen wurde und wer der Fotograf ist.
Einige der Fotografennamen kenne ich, und ein paar der Bilder kommen mir bekannt vor, weil man sie als preisgekrönte Aufnahmen aus Fotowettbewerben kennt. Aber es gibt auch zahlreiche Fotos und Motive, die ich so noch nie oder niemals aus dieser Perspektive gesehen habe. Die meisten Bilder sind faszinierende und technisch perfekte Naturaufnahmen von Tieren und Landschaften, die die Schönheit und Vielfalt unserer Erde zeigen.
Faszinierende Motive in der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“.
Ebenfalls im Erdgeschoss hast du die Möglichkeit, mit Hilfe von Virtual-Reality-Brillen in den brasilianischen Nationalpark Tumucumaque zu reisen. Die Schlange der Wartenden ist am Tag meines Besuchs im Gasometer lang, daher verzichte ich auf die 3D-Reise in den Regenwald.
Nachdenkliches auf der zweiten Etage
Nachdem ich die zwei Fotorunden auf der ersten Ebene durchlaufen habe, geht es in das zweite Geschoss. Hier wird es etwas traurig und bedrückend: Die meisten Bilder zeigen die erschreckende Zerstörung unseres Planeten zum Beispiel durch Dürre, Waldrodung, die Förderung fossiler Energieträger, die Verschmutzung der Ozeane oder zu starker Urbanisierung. Aber es gibt auch Lichtblicke zu entdecken, darunter die „Grüne Mauer Afrikas“, bei der Millionen von Bäumen in der Wüste gepflanzt werden, oder den „Bosco Verticale“, ein an Hauswänden senkrecht wachsender Großstadt-Dschungel in Mailand.
Dürre ist nur ein Problem, das unsere Erde bedroht.
Vier internationale Experten und Expertinnen, darunter Luisa Neubauer von Fridays for Future und Umweltwissenschaftler Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker, berichten als Hologramme in der Ausstellung über Klimaveränderungen und die Zukunft unserer Erde.
Außerdem finden sich auf der mittleren Ebene des Gasometers zwanzig beleuchtete Globen, die aus Satellitendaten zusammengesetzt wurden und zum Beispiel die weltweite Verteilung von Stickoxiden, die Rodung großer Urwälder, Ölverschmutzungen im Meer oder die Visualisierung des Ozonlochs zeigen.
Highlight der Ausstellung auf der dritten Etage
Über ein paar weitere Treppenstufen gelangst du auf die dritte Etage und zum Highlight der Ausstellung: einer Erdkugel von 20 Metern Durchmesser, die im Raum schwebt. Am besten machst du es dir auf einem der Sitzsäcke bequem und wartest gespannt, was passiert. Auf den Globus werden nämlich zahlreiche Saellitenbilder des Earth Observation Centers des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt projiziert.
Auf dem Riesenglobus zu sehen: die Schiffsrouten über die Weltmeere.
Du erlebst unter anderem die Entstehung der Kontinente, siehst Wind- und Meeresströmungen rund um den Globus. Auch die Lichtverschmutzung durch die großen Städte sowie der starke Schiffsverkehr auf den Weltmeeren ist zu erkennen. Dazu läuft speziell für die Ausstellung verfasste Musik des österreichischen Komponisten Rupert Huber.
Abstecher auf das Dach des Gasometers
Wenn es das Wetter zulässt und der Zugang offen ist, solltest du dir den Besuch auf dem Dach des Gasometers nicht entgehen lassen. Mit einem gläsernen Panoramaaufzug im Inneren, einem zweiten Aufzug im Außenbereich oder zu Fuß über 592 Stufen führt der Weg nach oben. Falls möglich, wähle beim Panoramaaufzug einen Platz am Fenster, denn dann kannst du die riesigen Installationen auf der dritten Ebene von oben betrachten. Bei der aktuellen Ausstellung ist es ein Ausblick wie aus dem Weltall, wenn die Erdkugel unter dir beim Heraufschweben des Fahrstuhls immer kleiner wird.
Blick über das Ruhrgebiet vom Dach des Gasometers.
Oben angekommen, musst du noch ein paar Meter Treppen steigen, um auf die Kuppel zu gelangen. Von dem gut 117 Meter hohen Dach des Gasometers hast du einen Rundblick über das gesamte westliche Ruhrgebiet. Damit nichts passiert, sind die Wege auf dem Dach alle gut mit Gittern gesichert. Für Menschen mit Höhenangst ist der Ausflug vielleicht trotzdem eine Herausforderung. Mehrere Aussichtsplattformen erlauben verschiedene Perspektiven aufs Ruhrgebiet. Der Zugang zum Dach ist im Eintrittspreis für die Ausstellung inklusive.
Besuch im Gasometer
Die Öffnungszeiten des Gasometers Oberhausen: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. In den NRW-Ferien oder an Feiertagen auch montags.
Eintritt:
- 12 Euro für Erwachsene
- ermäßigt 9 Euro
- Kinder bis 5 Jahre freier Eintritt
- Familienkarte 29 Euro
Die Tickets kannst du online buchen oder direkt an der Tageskasse erwerben.
Hinweis: Der Gasometer hat mir einen kostenlosen Eintritt in die Ausstellung gewährt. Meine Meinung wurde durch die Einladung nicht beeinflusst, die Inhalte des Beitrags habe ich wie immer frei gewählt.
Warst du schon einmal im Gasometer oder kennst du andere spannende Industriedenkmäler im Ruhrgebiet? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Das könnte dich auch interessieren:
Veröffentlicht am: 23. März 2023
Wirklich witzig: ich bin vor einigen Wochen während einer Zugfahrt von Rotterdam nach Dortmund in Oberhausen vorbeigefahren und da ist mir der Gasometer sofort aufgefallen. Dank deines Artikels weiß ich jetzt, was aus dem früheren Speicher geworden ist – eine sinnvolle Nachnutzung! :)
Viele Grüße
Christian
Und beim nächsten Mal steigst du dann in Oberhausen aus und schaust dir den Gasometer von innen an ;-)
Liebe Sabine,
danke für den tollen Beitrag. Ich finde die Gasometer-Ideen wirklich Klasse. Ich war letztes Jahr in Pforzheim und dort war das Great Barrier Reef das Thema.
Wenn ich mal nach Oberhausen komme, werde ich in jedem Fall dort vorbei schauen.
Herzliche Grüße
Sonja
Ah, interessant. Was für eine Ausstellung war das in Pforzheim?
Hallo Sabine,
das Gasometer ist mir vom Namen bekannt. Jetzt habe ich dies bei dir gesehen. Dazu eine sehr interessante Ausstellung.
Lg Thomas
Wenn Du mal in dieser Ecke bist, schau es dir an – es lohnt sich!
Hallo Sabine,
ich habe schon so viel Gutes über diese Ausstellung gehört. Und jetzt sogar mal einen ausführlichen Bericht mit schönen Bildern dazu gesehen. Wahrscheinlich sollte ich auch mal über einen Besuch nachdenken.
Viele Grüße
Annette
Aber auf jeden Fall! Ihr wohnt ja gar nicht so weit entfernt von Oberhausen.
Hi Sabine,
das Gasometer ist echt cool! Da war ich auch schon mehrfach drin und immer wieder begeistert!
Sollte ich mal wieder machen
Danke für den Tipp!
Liebe Grüße
Gabriela
Ja, da lohnt sich wirklich jede Ausstellung! Viel Spaß, falls du noch hingehst.