Wo gibt es in Europa die meisten Stauseen auf dem kleinsten Gebiet? Im Bergischen Land! Zwölf Talsperren zählt die Region. Einige bieten Wassersportmöglichkeiten wie Schwimmen und Boot fahren oder haben Campingplätze an ihren Ufern. Andere sind Trinkwasserspeicher und daher stark geschützt. Solch ein Trinkwasserreservoir haben wir in diesen Tagen besucht: die Genkeltalsperre bei Gummersbach.
Wo liegt die Genkeltalsperre?
Die Genkeltalsperre befindet sich im Herzen des Bergischen Landes. Von der Autobahn A4 nimmst du die Abfahrt Gummersbach, und durch das Zentrum geht es zum Ortsteil Lantenbach. Am Ortsausgang gibt es einen recht großen Parkplatz. Von dort aus hast du die Wahl: Du kannst südlich zur Aggertalsperre laufen oder Richtung Norden zur Genkeltalsperre – der Parkplatz liegt genau zwischen den beiden Seen. Wir haben uns für die ruhigere Genkeltalsperre entschieden.

Einer der Seitenarme der Genkeltalsperre.
Die Talsperre wurde zwischen 1950 und 1953 erbaut und versorgt seitdem die Haushalte in Gummersbach, Bergneustadt, Meinerzhagen, Marienheide und ein paar kleineren Orten mit Trinkwasser. Baden und Zelten sind aus Schutzgründen verboten, der Uferbereich zwischen Weg und Wasser darf nicht betreten werden. Angeln ist nur mit Genehmigung erlaubt.
Wanderwege an der Genkeltalsperre
Mehrere Wanderwege führen einmal komplett um die Talsperre herum oder einen Teil des Ufers entlang und durch den Wald rechts oder links des Sees zurück. Uns war an dem Tag nach Wasser, sodass wir die Genkeltalsperre einmal komplett umrundet haben. Eher durch Zufall wählten wir den Weg gegen den Uhrzeigersinn, was sich im Nachhinein als sinnvoll herausstellte. Denn die letzten 800 Meter sind eine stetig abwärtslaufende Asphaltstraße, die ich ungern bergauf gegangen wäre.

Weiter Blick über die Genkeltalsperre.
Die Genkeltalsperre misst gerade einmal zwei Kilometer Länge. Der Rundwanderweg ist allerdings über 10 Kilometer lang. Das liegt daran, dass der See aus vielen Armen und Buchten besteht, die wir alle ablaufen. Mit einer moderaten Steigung von insgesamt 160 Metern über die ganze Strecke verteilt, ist der Rundweg um die Talsperre ein schöner langer Spaziergang auf breiten Schotterwegen.

Tannen und Fichten begleiten uns auf unserem Weg.
Der Verlauf des Rundwegs
Wir starten am Parkplatz in Lantenbach. Dort folgen wir nicht den Wegweisern zur Genkeltalsperre, sondern überqueren die Brücke und biegen dort nach links auf den Schotterweg ab. Zunächst geht es aufsteigend an einem Teich entlang, bis wir zum 200 Meter langen Staudamm der Talsperre kommen. Unter Bäumen verläuft der Weg mal oberhalb des Sees, mal unten ganz nah am Ufer. Hin und wieder laufen wir an vielen gefällten Bäumen vorbei – der Borkenkäfer hat auch hier, wie an zahlreichen Stellen im Bergischen Land, viele Fichten befallen. Das Ergebnis ist erschreckend.

Am Ende der Seitenarme finden sich immer wieder kleine, ruhige Teiche.
Informativ sind die 13 Schautafeln am Wegesrand, die über die Funktion einer Talsperre, ihre Geologie, Hydrologie sowie Land- und Forstwirtschaft in der Umgebung informieren. Weitere Schilder zeigen Wissenswertes zur Flora und Fauna am Wasser.
Am Ende der Talsperre machen wir Rast auf einer sonnigen Bank. Anschließend nehmen wir uns auch noch den letzten Zipfel der Genkeltalsperre vor. Am Wanderparkplatz befindet sich der „Große Teich“. Eine Schautafel neben einer Holzhütte an einer kleiner Brücke informiert darüber, wie Pegelstände gemessen werden. Wir biegen direkt hinter dem Parkplatz links in den Wald ein und laufen auf einem Waldweg zurück zur Genkeltalsperre.

Pegelmesser am Großen Teich.
Rittergut Listringhausen
Erst als wir wieder zu Hause waren, habe ich entdeckt, dass ein paar Meter weiter an der Straße in den Wald hinein das Rittergut Listringhausen steht. Das Gut befindet sich in Privatbesitz und ist nur von außen zu besichtigen. Wie viel man von den alten Gebäuden tatsächlich sieht, weiß ich leider nicht.
Der zweite Teil der Wanderung ist genauso hübsch wie der erste: Immer wieder haben wir weite Ausblicke über den See mit seinen vielen Seitenarmen. Wasservögel und das eine oder andere Eichhörnchen begleiten uns auf unserem Weg. Bald sind wir wieder am Staudamm angekommen. Oberhalb des Pumpwerks lohnt noch ein Stopp an einem Schau-Bienenstock, wo an diesem Frühlingstag mit den ersten Blüten schon großes Gesumme herrschte. Über eine Apshaltstraße geht es bergab zum Parkplatz in Lantenbach zurück.

Ein Eichhörnchen sammelt Material für seinen Kobel. (Foto: Jochen Hafner)
Lohnt sich die Genkeltalsperre?
Absolut! Wir waren am ersten Tag der Osterferien, an einem Montag, dort und haben gerade einmal eine Handvoll Leute getroffen. Laut Wanderbeschreibungen auf diversen Plattformen ist wohl selbst an Wochenenden nicht viel dort los. Die meisten Besucher wählen wohl eher die benachbarte Aggertalsperre für einen Ausflug.
Die Autobahn ist weit genug entfernt, sodass wir rund um den See eine absolute Stille genießen konnten. Das Wasser strahlt mal himmelblau, mal tannengrün. Zusammen mit den herrlichen Ausblicken aus verschiedenen Perspektiven und strahlendem Sonnenschein haben wir einen perfekten Wandertag im Bergischen Land verbracht.
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Veröffentlicht am: 1. April 2021
Ich habe 38 Jahre im Bergischen Land gewohnt, aber an dieser Talsperre war ich tatsächlich noch nie. Das schaut klasse aus für einen Nachmittagsspaziergang. Da schaue ich doch direkt einmal nach, womit man das in der Nähe verknüpfen könnte für einen kompletten Tagesausflug. Übrigens , das Eichhörnchen … hach, direkt dahingeschmolzen *gg*
Ach, ich wusste gar nicht, dass du aus dem Bergischen kommst. Freut mich, dass ich noch einen Geheimtipp geben konnte. – Und der Eichhörnchen-Fotograf dankt für das Kompliment :-)
Liebe Sabine,
bei Gummersbach denke ich als erstes an Handball und dann habe ich die durch nichts zu bestätigende Vorstellung von grauer, langweiliger Großstadt. Nie hätte ich gedacht, dass es dort so grün ist und soviel Naherholung zu finden ist.
Daher: Danke für den Bericht und die „Aufklärung“.
Liebe Grüße
Liane
Lustig: Auf Handball wäre ich bei Gummersbach nie gekommen ;-) Und Großstadt trifft es bei rund 50.000 Einwohnern auch nicht. Schon seltsam, was für ein Image manche Städte nach außen haben ;-)
Ohhh, da müssen wir auch mal vorbeischauen. Die eine oder andere Talsperre im Bergischen Land haben wir auch schon abgeklappert…ist ja aus Bonn auch bald nur ein Katzensprung. :)
Das sollte in einem Tagesausflug machbar sein. Viel Spaß!
Liebe Sabine,
vielen Dank für den tollen Einblick! Ich war zwar schon des Öfteren im Bergischen Land unterwegs, die Genkeltalsperre kannte ich bisher allerdings noch nicht. Wie ich sehe, habe ich da unbedingt etwas nachzuholen.
Danke und liebe Grüße,
Tanja
Ui, dann wird es ja mal Zeit. Ist von Euch aus ja auch gar nicht sooo weit.
Ooh…das Bergische Land war mein allererster Auslandsurlaub mit meinen Eltern… Wäre eigentlich schön mal wieder hinzufahren (nach 35 Jahren…)
Dann wird es ja mal wieder Zeit! :-)
Das macht richtig Lust auf die Wanderung – muss ich unbedingt ausprobieren, wenn ich im Bergischen Land bin!
Liebe Grüße
Elke
Kannst ja mal berichten, wie es dir gefallen hat :-)
Hallo Sabine,
wir sind zu jeder Jahreszeit große Wanderfans. Dein Wandertipp liegt für uns nicht vor der Haustüre, ist jedoch eine schöne „Erinnerung“, um auch diese Woche auf jeden Fall mal eine Runde im eigenen Revier zu drehen. Wanderungen mit Wasser finden wir besonders lebendig und diese leise Geräuschkulisse im Hintergrund hat etwas sehr Beruhigendes….
Herzlicher Gruß Silke & Thomas
Es freut mich, dass ich Euch zum Wandern animieren konnte. Dann schon mal viel Spaß!