Kleine Runde durchs Neandertal

Kaum zu glauben, dass hier vor 42.000 Jahren Neandertaler durch die Gegend gestreift sind. Heute ist das Neandertal in Erkrath und Mettmann, östlich von Düsseldorf gelegen, ein beliebtes Ausflugsziel. Auch wir haben eine Runde durch das Naturschutzgebiet gemacht.

Der Neandertaler

1856 fanden zwei italienische Steinbrucharbeiter in einer Höhle, der Feldhofer Grotte, im heutigen Neandertal Knochenfragmente. Der Lehrer und Naturforscher Johann Carl Fuhlrott aus Elberfeld untersuchte sie und fand heraus, dass sie Teile des Skeletts eines Urzeitmenschen waren. Doch die Fachwelt glaubte ihm nicht und machte sich sogar über ihn lustig. Man glaubte, es sei nur das Skelett eines kranken Mannes aus jüngerer Zeit. Die Forschungen wurden daraufhin eingestellt, auch wenn in den Steinbrüchen im Neandertal immer wieder weitere Skelettreste gefunden wurden.

Neandertaler mit Vogelfedern

So hat der Neandertaler wahrscheinlich ausgesehen. (Foto: Neanderthal Museum)

Erst 1991 wurden die Untersuchungen zum Neandertaler in dieser Gegend wieder aufgenommen. 1997 gelang es Forschern, unter dem Schutt den Fundort aus dem 19. Jahrhundert wiederzuentdecken. Bei weiteren Grabungen 1999 und 2000 machten sie spektakuläre Funde, darunter 25.000 Jahre alte Steingeräte und rund 70 menschliche Knochenfragmente von vor 42.000 Jahren, die zu mehreren Neandertalern gehörten.

Um auch der Öffentlichkeit das Leben der Neandertaler näherzubringen, eröffnete 1996 unweit der Fundstelle das Neanderthal Museum. Wir selber haben das Museum aufgrund von Corona-Einschränkungen dieses Mal nicht besucht, es bietet aber eine sehenswerte Ausstellung und Mitmachstationen rund um den Urzeitmenschen und die Entwicklungsgeschichte des Menschen.

Wandern durch das Neandertal

Früher war das Neandertal eine enge Schlucht. Durch jahrelangen Kalksteinabbau wurde die Schlucht immer breiter. Als kaum noch etwas von der ursprünglichen Schönheit des Tales übriggeblieben war, wurde das Neandertal 1921 unter Schutz gestellt. Heute ist das knapp 225 Hektar große Naturschutzgebiet ein beliebtes Ausflusgziel. Wir waren an einem sonnigen Wochenende im Frühsommer dort, da war es uns fast schon ein bisschen zu voll. Unter der Woche ist es wahrscheinlich ruhiger.

Wir starten unsere Wanderung am Wanderparkplatz in Milrath-Ost, nördlich der Gruitener Straße. Wir erhaschen den letzten freien Platz – Glück gehabt! Denn wie ein Hinweis am Parkplatz sagt: „Ist der Parkplatz voll, ist auch das Tal voll.“ Wildparken auf der Straße ist verboten.

Fluss im Wald des Neandertals

Die Düssel fließt durch das Neandertal.

Vom Parkplatz aus geht es nach rechts und an einer Gabelung nach links bis zur gut restaurierten Winkelsmühle. Sie wurde 1531 erstmalig urkundlich erwähnt: Die Bauern waren seinerzeit verpflichtet, hier ihr Korn mahlen zu lassen. Die Mühle befindet sich seit ein paar Jahren in Privatbesitz und ist nur von außerhalb des Grundstücks anzuschauen. Sehr hübsch finde ich den Mühlenweiher, an dem bei unserem Besuch zahlreiche Reiher in den Bäumen brüteten und Enten mit Nachwuchs ihre Bahnen zogen.

Altes Haus hinter einem Tor

Die Winkelsmühle – heute in Privatbesitz.

Wir laufen an der Düssel entlang, die der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen ihren Namen gab. Unter Eichen, Birken und Buchen wandern wir auf schattigen Wegen bis zum Eingang des Wildgeheges, das wir umrunden. Wieder an der Straße Diepensiepen mit seinen drei Häusern, darunter ein hübscher Fachwerkbau, angekommen, geht es über die Winkelsmühle zurück zum Parkplatz.

Das Eiszeitliche Wildgehege

Auf dem weitläufigen Gelände des Eiszeitlichen Wildgeheges kannst du drei Tierarten entdecken: Wisente, Tarpanpferde und Auerochsen. Das Tarpan und das Ur waren bereits ausgerottet, bis es durch eine Rückzüchtung gelang, sie „wiederzubeleben“. Sie sehen heute fast genauso aus wie ihre Vorfahren. Auch Wisente sind sehr selten geworden.

Rind mt großen Hörnern

Der Auerochse ist die Rückzüchtung des Ur.

Eine recht große Herde Auerochsen haben wir direkt zu Beginn unserer rund einstündigen Tour um das Wildgehege gesehen. Ihre stattlichen Hörner sind schon sehr beeindruckend. Die beiden alten Wisente haben sich gut vor uns versteckt – sie halten sich gern im Schatten vor ihrem Stall auf, habe ich gelesen. Die drei Tarpanpferde mit ihrem Fohlen grasten auf einer Wiese kurz hinter der Steinzeitwerkstatt, das in dem alten Gebäude des Neanderthal Museums untergebracht ist.

Auch wenn heute nur noch wenige Tierarten im Wildgehege zu sehen sind – das war zu Hochzeiten des Geheges in den 1930er-Jahren noch anders – ist es eine schöne Tour in abwechslungsreicher Landschaft mit Hoch- und Talwiesen, bewaldeten Hängen und dem kleinen Fluss Düssel. Zahlreiche Bänke laden zur Rast ein.

Graue Tarpanpferde auf der Weide

Tarpanpferde auf der Weide. Das Fohlen hatte keine Lust auf ein Foto.

Beim nächsten Mal werden wir lieber das Wochenende meiden, um ein bisschen mehr Ruhe zu haben. Grundsätzlich fand ich das Neandertal aber eine schöne Neuentdeckung für einen Ausflug.
Warst du schon mal im Neandertal wandern oder hast sogar den Neandertalern im Museum einen Besuch abgestattet?

Veröffentlicht am: 19. Juni 2021

14 Kommentare

  1. Liebe Sabine,

    Das sieht nach einer tollen Wanderung aus! Ich war leider noch nie in dieser Gegend, werde es mir aber auf meine Bucket List schreiben. Danke dir!

    Ganz liebe Grüße
    Barbara

    • Sabine 23. Juni 2021 um 9:47

      Sag Bescheid, wenn Du mal in der Nähe bist!

  2. Renate 21. Juni 2021 um 21:57 - Antworten

    Liebe Sabine,
    spannender Beitrag. Ich war noch nie im Neandertal, muss doch einmal hinfahren. Ein bisschen Neandertaler soll auch in uns sein, da sie sich ab und zu mit dem Homo Sapiens vermehrt haben.

    Liebe Grüße
    Renate

    • Sabine 21. Juni 2021 um 22:50

      Dann auf zu den Wurzeln ;-)

  3. Christiane 21. Juni 2021 um 19:10 - Antworten

    Liebe Sabine,
    Du hast es schön zusammen gefasst. Ich bin auch immer wieder gerne da und mache dann einen Abstecher nach Gruiten, denn ich finde eins, wirklich blöd am Neandertal:Es gibt nichts schönes zum Einkehren. Ich gehe nämlich lieber Wandern, wenn hinterher ein Stück Kuchen wartet

    • Sabine 21. Juni 2021 um 19:14

      Aber mit Kuchen ist doch der Wandereffekt (Kalorienverbrennung) direkt wieder dahin ;-)

  4. Oli 21. Juni 2021 um 17:25 - Antworten

    Mich hätte noch mehr zur Rezeptionsgeschichte der Neandertaler interessiert. Ich habe nämlich in Erinnerung, dass Neandertaler schon zu meiner Kindheit bekannt waren. Damals vor allem als Schimpfwort im Sandkasten. Das muss vor dem 90er-Jahren gewesen sein.

    Allerdings erinnere ich mich auch, dass irgendwann in den Neunzigern einen plötzlich alle zu korrigieren begannen, dass der Neandertaler eben kein Urzeitmensch war, sondern eine separate Entwicklung. Was ist denn zwischen 1856 und der Wiederaufnahme der Forschungen passiert?
    Allerdings erinnere ich mich so schwach, dass man irgendwann in meiner Jugend ständig korrigiert wurde, wenn man die Neandertaler als Urmenschen bezeichnete

    • Sabine 21. Juni 2021 um 18:48

      Ich gebe zu, so tief bin ich in die Geschichte des Neandertalers nicht eingestiegen. Sollte ich demnächst mal ins Neanderthal Museum kommen, weiß ich sicherlich mehr :-)

  5. Zypresse 21. Juni 2021 um 12:02 - Antworten

    Hallo Sabine,
    da bist Du in unserer unmittelbaren Nachbarschaft und meldest Dich nicht?
    Ja, das Neandertal ist immer einen Besuch wert und besonders das Museum kann ich empfehlen: toll gemacht und auch klasse mit Kindern!

    • Sabine 21. Juni 2021 um 12:04

      Ui, das war mir gar nicht bewusst, dass Ihr in dieser Ecke wohnt. Sorry – beim nächsten Besuch melde ich mich :-)

  6. Netreisetagebuch 21. Juni 2021 um 11:41 - Antworten

    Wir haben auch schon eine Wanderung um das Eiszeitliche Wildgehege Neandertal unternommen. Absolut schön dort und daher ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Es lässt sich auch wunderbar ein Museumsbesuch mit anschließendem Spaziergang durch das Neandertal verbinden.

    • Sabine 21. Juni 2021 um 11:44

      Wenn es wieder problemlos möglich ist, das Museum zu besuchen, werden wir das sicherlich auch mal machen :-)

  7. Torsten 19. Juni 2021 um 18:31 - Antworten

    Weißt du auch, was das Lied „Lobet den Herrn“ mit dem Neandertal zu tun hat?

    • Sabine 20. Juni 2021 um 13:38

      Nein, weiß ich nicht. Verrätst Du es mir?

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Veröffentlicht am: 19. Juni 2021

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14 Kommentare

  1. Liebe Sabine,

    Das sieht nach einer tollen Wanderung aus! Ich war leider noch nie in dieser Gegend, werde es mir aber auf meine Bucket List schreiben. Danke dir!

    Ganz liebe Grüße
    Barbara

    • Sabine 23. Juni 2021 um 9:47

      Sag Bescheid, wenn Du mal in der Nähe bist!

  2. Renate 21. Juni 2021 um 21:57 - Antworten

    Liebe Sabine,
    spannender Beitrag. Ich war noch nie im Neandertal, muss doch einmal hinfahren. Ein bisschen Neandertaler soll auch in uns sein, da sie sich ab und zu mit dem Homo Sapiens vermehrt haben.

    Liebe Grüße
    Renate

    • Sabine 21. Juni 2021 um 22:50

      Dann auf zu den Wurzeln ;-)

  3. Christiane 21. Juni 2021 um 19:10 - Antworten

    Liebe Sabine,
    Du hast es schön zusammen gefasst. Ich bin auch immer wieder gerne da und mache dann einen Abstecher nach Gruiten, denn ich finde eins, wirklich blöd am Neandertal:Es gibt nichts schönes zum Einkehren. Ich gehe nämlich lieber Wandern, wenn hinterher ein Stück Kuchen wartet

    • Sabine 21. Juni 2021 um 19:14

      Aber mit Kuchen ist doch der Wandereffekt (Kalorienverbrennung) direkt wieder dahin ;-)

  4. Oli 21. Juni 2021 um 17:25 - Antworten

    Mich hätte noch mehr zur Rezeptionsgeschichte der Neandertaler interessiert. Ich habe nämlich in Erinnerung, dass Neandertaler schon zu meiner Kindheit bekannt waren. Damals vor allem als Schimpfwort im Sandkasten. Das muss vor dem 90er-Jahren gewesen sein.

    Allerdings erinnere ich mich auch, dass irgendwann in den Neunzigern einen plötzlich alle zu korrigieren begannen, dass der Neandertaler eben kein Urzeitmensch war, sondern eine separate Entwicklung. Was ist denn zwischen 1856 und der Wiederaufnahme der Forschungen passiert?
    Allerdings erinnere ich mich so schwach, dass man irgendwann in meiner Jugend ständig korrigiert wurde, wenn man die Neandertaler als Urmenschen bezeichnete

    • Sabine 21. Juni 2021 um 18:48

      Ich gebe zu, so tief bin ich in die Geschichte des Neandertalers nicht eingestiegen. Sollte ich demnächst mal ins Neanderthal Museum kommen, weiß ich sicherlich mehr :-)

  5. Zypresse 21. Juni 2021 um 12:02 - Antworten

    Hallo Sabine,
    da bist Du in unserer unmittelbaren Nachbarschaft und meldest Dich nicht?
    Ja, das Neandertal ist immer einen Besuch wert und besonders das Museum kann ich empfehlen: toll gemacht und auch klasse mit Kindern!

    • Sabine 21. Juni 2021 um 12:04

      Ui, das war mir gar nicht bewusst, dass Ihr in dieser Ecke wohnt. Sorry – beim nächsten Besuch melde ich mich :-)

  6. Netreisetagebuch 21. Juni 2021 um 11:41 - Antworten

    Wir haben auch schon eine Wanderung um das Eiszeitliche Wildgehege Neandertal unternommen. Absolut schön dort und daher ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Es lässt sich auch wunderbar ein Museumsbesuch mit anschließendem Spaziergang durch das Neandertal verbinden.

    • Sabine 21. Juni 2021 um 11:44

      Wenn es wieder problemlos möglich ist, das Museum zu besuchen, werden wir das sicherlich auch mal machen :-)

  7. Torsten 19. Juni 2021 um 18:31 - Antworten

    Weißt du auch, was das Lied „Lobet den Herrn“ mit dem Neandertal zu tun hat?

    • Sabine 20. Juni 2021 um 13:38

      Nein, weiß ich nicht. Verrätst Du es mir?

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