Allerheiligen, November, grauer Herbst – die dunkle Jahreszeit ist besonders gut dafür geeignet, Friedhöfen einen Besuch abzustatten. Ich nehme dich mit auf Melaten, den größten Friedhof in Köln, der mehr ist als nur eine Ruhestätte für die Verstorbenen.
Woher kommt der Name Melaten?
In der Geschichte der Stadt Köln wird Ende des 12. Jahrhunderts der Melatenhof erwähnt. In dem Siechenhof – dem Seuchenhospital – wurden außerhalb der mittelalterlichen Stadt Leprakranke und andere sterbenskranke Menschen versorgt. Manche behaupten, der Name Melaten leitet sich vom französischen Wort für krank ab, „malade“. Tatsächlich steckt aber wohl der lateinische Begriff „males habitus“ dahinter. Zur Zeit der französischen Besetzung wurde aus dem Seuchenhospital und seiner Umgebung ein Friedhof.

Besondere Gräber
Über 55.000 Grabstätten verteilen sich auf die 43 Hektar Fläche des Melatenfriedhofs. Hier finden sich Urnengräber in einer gartenähnlichen Anlage neben imposanten Gruften von alteingesessenen und wohlhabenden Familien. In der Millionenallee stehen die pompösesten, monumentalsten und teuersten Gräber.
Überlebensgroße Engelsfiguren, Reliefs mit ganzen Personengruppen oder Abbildungen des Todes entdecken wir bei unserem Spaziergang über den Friedhof. Zwei verschlungene Hände, die sich auch nach dem Tod nicht lösen wollen, ein Grabstein in Herzform, ein junge Frau mit Blumenkorb, Inschriften wie „Die Liebe höret nimmer auf“ oder Engelsfiguren mit Trompeten – nicht nur die großen Gräber beweisen viel Fantasie bei der Gestaltung der letzten Ruhestätte.

Auch so manche Skurrilität verbirgt sich auf Melaten: Laster, Schwerter und Anker verzieren so manches Grab, auf anderen steht ein müder Bergmann, der Sensenmann mit Stundenglas oder ein Frosch, der sich in der Sonne den Bauch krault. Den Gründer des Kölner Hänneschen-Theaters begleiten auf den nachempfundenen Dächern der Kölner Altstadt seine Figuren Hänneschen, Bärbelchen, Tünnes und Schäl auf seine letzte Reise. Der Theaterschuhmacher Theo Pauls, der die Spitzenschuhe für die weltberühmte Primaballerina Anna Pawlowa fertigte, wurde mit dem sterbenden Schwan bedacht.

Für Fotografen ist der Melatenfriedhof ein Ort mit vielen interessanten Motiven. Bitte beachte jedoch beim Fotografieren, dass der Friedhof ein Ort der Ruhe ist, an dem auch Angehörige unterwegs sind. Wer sich respektvoll verhält, wird nicht schief angeschaut, wenn er oder sie mit der Kamera auf Melaten unterwegs ist.

Prominente auf dem Melatenfriedhof
Bei einem Besuch des Friedhofs werden dir auch viele Gräber mit bekannten Namen begegnen, zum Beispiel:
- Nicolaus August Otto, der Erfinder des Viertakt-Motors
- Willy Millowitsch, Schauspieler
- Heinz Günther Konsalik, Schriftsteller
- die Familie Farina, Erfinder des Eau de Cologne
- Maria Clementine Martin, Erfinderin der Arznei Klosterfrau Melissengeist
- Kurt Neven DuMont, Zeitungsverleger
- Dirk Bach, Schauspieler und Komiker
- Guido Westerwelle, Politiker
- Willi Ostermann, Karnevalist
Die Liste ließe sich noch lange fortführen und reicht von bekannten Unternehmern bis zu Kölner Karnevalsgrößen. Manche Gräber wirst du durch Zufall entdecken, auf andere wirst du durch größere Menschenansammlungen aufmerksam: den Führungen, die den Teilnehmern auch die Gräber der Prominenten zeigen.

Führungen über den Melatenfriedhof
Wer mehr über Melaten und seine Geschichte erfahren will, kann über verschiedene Veranstalter Führungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten buchen. Jeden Tag finden zahlreiche Führungen über den Melatenfriedhof statt. In der Regel stehen sie unter einem bestimmten Motto, denn das gesamte Areal ist zu groß, um es in kurzer Zeit komplett abzudecken. Da gibt es den Prominentenspaziergang, die Karnevalistenführung, eine Naturkundeführung oder eine Nachtrunde über den Friedhof.
Die Führer wissen so manche Anekdote zu berichten. Wir fanden es jedoch auch schön, einfach ohne Plan und Ziel über den Melatenfriedhof zu spazieren und schöne Orte zu entdecken.

Natur zwischen den Gräbern auf Melaten
Nicht nur die Verstorbenen finden ihre letzte Ruhe auf Melaten, sondern auch die Besucher können sich auf dem Gelände von der Hektik der Großstadt zurückziehen. Hinter den hohen, alten Friedhofsmauern ist vom Verkehr der Aachener Straße und des Gürtels kaum etwas zu hören. Auf langen Spaziergängen kannst du gut abschalten und die eine oder andere idyllische Ecke für dich entdecken.
Naturfreunde kommen auf dem Melatenfriedhof besonders auf ihre Kosten: Das Gelände ist ein Landschaftsschutzgebiet. Hier kannst du unter stattlichen alten Bäumen umherwandern oder Vögel, Insekten, Eichhörnchen und Fledermäuse beobachten. Über 40 Vogelarten leben und brüten auf dem Melatenfriedhof. Grünfinke, Blaumeisen, Spechte, Stare, Rotkehlchen und Dompfaffe schwirren um die eigens für sie eingerichteten Futter- und Wasserstellen – ein lebendiger Ort, der für Tote und Lebende gleichermaßen Platz und Ruhe bietet.

Warst du schon einmal auf dem Melatenfriedhof? Oder welche anderen bemerkenswerten Friedhöfe kannst du für einen Besuch empfehlen? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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Veröffentlicht am: 8. November 2021
Interessanter Beitrag! Besonders die Infos zu den Prominenten finde ich spannend. Habe selbst den Friedhof noch nie so gesehen!
Da gibt es noch viel mehr Prominente zu finden! Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Eine Besonderheit konnten wir bei einer Führung erleben: es gab eine Stunde vor unserer Führung eine Beisetzung einer Prinzessin einer Sinti- oder Roma-Sippe. In einem Großen Baum hingen unzählige bunte und glitzernde Papierstreifen. – Interessant ist auch eine Führung über einen alten jüdischen Friedhof interessant. (u.a. in Düsseldorf) – Und zu deinem Bericht, Sabine, er ist sehr gut geschrieben. Vielen lieben Dank.
Ui, so eine spezielle Beisetzung ist wirklich etwas Besonderes. Und danke für das Kompliment :-)
Hallo Sabine,
da oute ich mich gleich mal an Friedhoffan. Ob in Österreich, in Deutschland oder auf einem anderen Kontinent, ich schaue mir Friedhöfe immer voll gerne an. Vor allem wenn so viel interessanter Geschichte und Liebe für Details.
In Köln habe ich bislang noch keinen der Friedhöfe besucht, diesen hier nehme ich aber mal auf meine Liste für wenn ich wieder mal in der Domstadt bin.
LG & danke für den Einblick mit schönen Fotos
Janine
Gib Bescheid, falls du mal hier sein solltest :-)
Auf dem Melatenfriedhof war ich noch nicht unterwegs.
Aber da ich auch gerne auf Friedhöfen unterwegs bin und darüber schreibe, nenne ich mal ein paar meiner Favoriten:
An erster Stelle in Berlin den Dorotheenstädtischen Friedhof
Wien: Zentralfriedhof
Venedig: Friedhofsinsel San Michele
Manila: Der Nordfriedhof ist für mich der lebendigste Friedhof der Welt!
Buenos Aires: Recoleta und Chacarita
Demnächst folgt noch der Pariser Friedhof Père Lachaise
Danke für die Tipps, Peter! Das hört sich spannend an.
Wenn ich deine Fotos so sehe, dann bereue ich es, den Friedhof bei meinem Kölnbesuch damals ausgelassen zu haben. Ich stehe ja auf besondere Friedhöfe. Das nächste Mal werde ich also dort anzutreffen sein :) LG Barbara
Wenn du das nächste Mal in Köln bist, gehen wir zusammen auf den Friedhof :-)
Ich kenne zwar den Melaten-Friedhof und habe bereits eine Führung mitgemacht. Aber so sehe ich ihn auf eine ganz besondere Art. Vielen Dank für den Beitrag, jetzt werde ich den Friedhof noch einmal in Ruhe besuchen.
LG Marie
Dann wünsche ich dir einen schönen Spaziergang über Melaten!