Was muss man in Lüneburg gesehen haben?

Bild eines Salzfasses aus Lüneburg

Meine Entdeckung des letzten Reisejahres ist Lüneburg in Niedersachsen. Ein Wochenende durfte ich in der historischen Stadt verbringen – und ich muss zugeben: Es war Liebe auf den ersten Blick! Am besten lässt du dich einfach durch die Stadt treiben. Lüneburg ist so klein, dass du alles bequem zu Fuß erreichen kannst. Oder du buchst eine der zahlreichen Statdführungen, um etwas über die lange Geschichte der Stadt zu erfahren. Ich habe beides gemacht.

Hier kommen meine schönsten Entdeckungen in Lüneburg:

Das Deutsche Salzmuseum

Lüneburg wurde durch die Salzgewinnung reich. Einst befand sich in der Hansestadt die größte Saline Europas, das Salz wurde unter anderem zum Dörren von Heringen benutzt, aber auch zum Bierbrauen. 1980 schloss das Salzwerk seine Pforten. Das Salzmuseum an gleicher Stelle erklärt in einer spannenden Ausstellung die Geschichte des „weißen Goldes“ in Lüneburg. Du lernst nicht nur, wie im Siedehaus Kochsalz produziert wurde, sondern erfährst auch viel Wissenswertes und Kurioses rund um das Thema Salz. Wusstest du zum Beispiel, dass die sogenannten Sülzer wegen der feuchten Hitze in den Siederäumen meist nackt gearbeitet haben? Der kurzweilige  Museumsbesuch war einer meiner Highlights in Lüneburg.

Hier findest du mehr Informationen über das Salzmuseum.

Salzsäcke vor einem Bild mit einem Salzberg

Das Salzmuseum zeigt Interessantes rund ums „weiße Gold“.

Das Lüneburger Rathaus

Das Rathaus am Marktplatz mitten in der historischen Altstadt ist nicht zu übersehen. Das größte mittelalterliche Rathaus Norddeutschlands ist ein bunter Mix aus verschiedenen Baustilen. Das Glockenspiel, das regelmäßig erklingt, ist aus Meißener Porzellan.

Der Bau ist heute noch Verwaltungssitz und kann daher im Innern nur im Rahmen von Führungen besucht werden. Ich hatte das Glück, an einem der wenigen Tage in Lüneburg zu sein, an denen solch eine Führung angeboten wurde. Solltest du auch das Glück haben, darfst du dir die rund 75 Minuten lange Tour nicht entgehen lassen. Dabei geht es durch mehrere Räume – Fotografieren ist leider nicht erlaubt:

  • Die Gerichtslaube ist der älteste erhaltene Innenraum des Rathauses. Beeindruckend sind der Original-Boden aus dem 14. Jahrhundert, die Decken- und Wandmalereien und die spätgotischen Fenster.
  • Der Fürstensaal aus dem 15. Jahrhundert ist ein prunkvoller Festsaal, der für Tanzfeste des Rates und für Empfänge fremder Delegationen genutzt wurde. Er ist einer der größten säulenfreien Säle seiner Zeit.
  • Die Große Ratsstube ist ein reich ausgestatteter Raum aus der Renaissance-Zeit mit zahlreichen Schnitzereien an Türen, Fenstern und Stühlen.
  • In der alten Kanzlei hängt ein Schweineknochen an der Decke. Angeblich soll dies der Knochen der Sau sein, die in Lüneburg das Salz gefunden und die Hansestadt damit zu Reichtum verholfen hat.

Hier kannst du Tickets für Führungen durch das Lüneburger Rathaus kaufen.

Weiße Rathausfassade von Lüneburg

Das Lüneburger Rathaus.

Der Stintmarkt

In den mittelalterlichen Giebelhäusern am Stintmarkt finden sich heute zahlreiche Kneipen und Restaurants. Besonders im Sommer ist dies ein beliebter Treffpunkt. Der Blick auf den Hafen ist aber auch wirklich malerisch!

Blick übers Wasser auf Fachwerkhäuser

Der schmucke Stintmarkt.

Früher wurden hier im Hafen massenweise Stinte – kleine, lachsartige Fische – gefangen und direkt gegenüber im Alten Kaufhaus verkauft. Daher der Name Stintmarkt. Am Fischmarkt steht auch heute noch eines der Wahrzeichen Lüneburgs: der Alte Kran, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1346. Vom Hafen in Lüneburg wurde nämlich früher das kostbare Salz auf der Ilmenau nach Lübeck verschifft. Der Kran wurde durch Treträder angetrieben, die im Innern von zwei oder mehr Männern bewegt wurden. Im 19. Jahrhundert luden sie mit Hilfe des Krans sogar sämtliche Teile einer Dampflokomotive von einem Schiff. Ich als alte Schiffertochter fand den Hafen von Lüneburg natürlich besonders spannend.

Alter Holzkran am Hafen

Der Alte Kran für die Verschiffung von Salz.

Im Rahmen einer klassischen Stadtführung kannst du auch ins Innere des Kranes gelangen und eine Vorstellung davon bekommen, wie gefährlich die Arbeit im Kran einst war. Tickets für die Klassik-Führung bekommst du hier.

Schlendern durch die historische Altstadt

Am schönsten fand ich es, mich einfach ein bisschen durch die Altstadt von Lüneburg treiben zu lassen. Mit ihren wunderschönen Giebelhäusern, den verwinkelten Gassen und dem typischen Backsteincharme gibt es an jeder Ecke der Stadt wieder Neues zu entdecken. Meine Highlights:

Der Platz Am Sande liegt im Zentrum der Stadt. Im Mittelalter haben die Kaufleute dort ihre Waren auf der sandigen Straße verkauft. Heute lohnt dort ein Blick auf die verschiedensten Arten von Giebelhäusern. An einem Ende des Platzes steht ein stattliches schwarzes Haus, in dem heute die IHK untergebracht ist. Es tut allerdings nur so, als sei es aus teurem Stein gebaut: In Wahrheit sind es schwarz anstrichene Backsteine, die weißen Fugen sind angemalt.

Haus mit schwarzen Klinkern

Die Industrie- und Handelskammer im schwarzen Haus am Platz Am Sande.

Am anderen Ende des Platzes am Sande befindet sich die St. Johanniskirche. Sie hat einen leicht schiefen Turm und im Innern eine Orgel, an der Johann Sebastian Bach als Kind gespielt haben soll.

In der Waagestraße neben dem Rathaus steht das schwangere Haus. Der „Bauch“ des Hauses entstand durch den Gips, den die Lüneburger ab dem 12. Jahrhundert als Mörtel für die Backsteinhäuser benutzten. Durch die Luftfeuchtigkeit der Innenräume und das Regenwasser von außen wuchsen den Mauern „Bäuche“.

Nach außen gewölbte Backsteinwand

Der dicke Bauch am schwangeren Haus in Lüneburg.

Im Heinrich-Heine-Haus, ebenfalls am Marktplatz, verbrachte der berühmte Dichter seine Semesterferien im Hause seiner Eltern. Er bezeichnete Lüneburg als „Residenz der Langeweile“, vefasste hier jedoch viele seiner bedeutenden Gedichte. Heute kann man sich im Heinrich-Heine-Haus trauen lassen und es finden Kulturveranstaltungen statt.

In der Reitende-Diener-Straße befindet sich das erste Reihenhaus von Lüneburg. Die Häuser mit einheitlicher Fassade wurden 1554 für die Reitenden Diener gebaut. Als Schutztruppe begleiteten sie die Ratsherren von Lüneburg auf ihren Reisen. Fanden keine Reisen statt, bewirteten sie Gäste im Rathaus.

Hausfassade mit vielen weißen Sprossenfenstern und Blumenkästen

„Reihenhaus“ in der Reitende-Diener-Straße.

In Lüneburg wurde nicht nur Salz gewonnen, sondern auch Bier gebraut. Davon zeugt unter anderem die Wasserkunst, ein Turm, in dem Wasser aus der Ilmenau gepumpt wurde. Von der Brausebrücke neben diesem Turm hast du nochmal einen schönen Blick den Stintmarkt. An Brautagen war es den Lüneburgern übrigens untersagt, Fäkalien in den Hafen zu schütten – denn das Brauwasser wurde aus der Ilmenau genommen. Mehr spannende Geschichten erfährst du im Brauereimuseum Am Sande.

Blick auf einen Hafen mit Fachwerkhäusern

Blick von der Brausebrücke.

In der Bäckerstraße, einer beliebten Einkaufsstraße, lohnt ein Besuch der Raths-Apotheke. Sie ist nicht nur von außen imposant, auch ein Blick auf die Inneneinrichtung aus dem 18. Jahrhundert ist sehenswert. Die immer noch dort ansässige Apotheke vertreibt eine nach Originalrezept hergestellte Lüneburger Sole-Creme.

Raths-Apotheke in Lüneburg mit roter Fassade und bunt verzierter Tür

Die Raths-Apotheke ist von außen genauso prächtig wie von innen

Das Senkungsgebiet

Für mich eine der schönsten Ecken Lüneburgs ist das Senkungsgebiet in der westlichen Altstadt. Hier ist es ruhiger als im Rest der beliebten Stadt. Es lohnt sich, durch die Kopfsteinpflasterstraßen zu schlendern, um den hanseatischen Baustil an den vielen kleinen Häusern zu bewundern. In der Oberen Ohlingerstraße kannst du den charakteristischen norddeutsche Baustil besonders gut erkennen. In der Straße „Auf dem Meere“ findest du schmale Traufenhäuser. Viele haben sogenannte Windeluken. Mit den Winden wurden früher die Lasten zum Dachboden hochgezogen, um sie dort zu lagern.

Weißes Haus und rotes Backsteinhaus mit Luke im Dach

Eines der zahlreichen Häuser mit einer Windeluke.

Im Senkungsgebiet stehen übrigens viele Häuser schief, bedingt durch den Salzabbau, der bis 1980 im Untergrund stattfand. Auch die St. Michaeliskirche ist in ständiger Bewegung. Daher werden an rund 300 Messpunkten im Senkungsgebiet fortlaufend die Erdbewegungen aufgezeichnet und ausgewertet, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. In der Frommestraße steht übrigens eine Gartenpforte, die seit ihrem Bau im 19. Jahrhundert um zwei Meter abgesenkt ist. Sie wird das „Tor zur Unterwelt“ genannt.

Haus mit weißen Sprossenfenstern und auffällige Rundbogentüren aus rotem Backstein.

Ein wahres Schmuckstück im Senkungsgebiet.

Und was ist mit der Lüneburger Heide?

Wer Lüneburg hört, denkt natürlich sofort auch an die Lüneburger Heide. Leider hatte ich keine Zeit für einen Besuch. Aber schaut doch mal bei meiner Bloggerkollegin Britta vorbei, die zur Zeit der Heideblüte dort war. Nächstes Mal werde ich mir sicherlich auch das Schauspiel der blühenden Heide nicht entgehen lassen!

Heideblüte

So schön blüht es in der Lüneburger Heide.

Was ist sonst noch sehenswert in Lüneburg?

Da ich ja nur ein Wochenende lang in Lüneburg war, konnte ich mir nicht alle Sehenswürdigkeiten anschauen. Lohnenswert soll ein Besuch des denkmalgeschützten Wasserturms sein. Von der Aussichtsplattform in über 50 Metern Höhe hast du einen tollen Rundumblick über Lüneburg und Umgebung.

Ebenfalls einen guten Blick auf die Stadt und ihre vielen roten Dächer hast du vom Kalkberg, dem höchsten Berg Lüneburgs, der westlich der Altstadt liegt. Der ehemals 80 Meter hohe Berg ist aufgrund des Gipsabbaus heute nur noch 56 Meter hoch und steht unter Naturschutz. Ein ideales Ziel für Naturliebhaber! Besonders schön soll es auf dem Kalkberg zum Sonnenaufgang sein.

Historische Fachwerkhäuser mit roten Backsteinfassaden

Ein besonders schönes Haus in der Lüneburger Altstadt.

Auch im Kurpark gibt es viel Natur. Im 23 Hektar großen Park kannst du ausgedehnte Spaziergänge machen und dabei dem Gradierwerk einen Besuch abstatten. Die Sole, die hier aus der Mauer sprüht und tropft, ist sehr gesund für die Lungen. ACHTUNG: Aktuell (Stand März 2025) wird das Gradierwerk restauriert. Es soll demnächst wiedereröffnet werden.

Rund 20 Minuten vom Zentrum entfernt liegt das Kloster Lüne, eine der ältesten Sehenswürdigkeiten von Lüneburg. Hier finden sich zahlreiche Kunstschätze aus mehreren Jahrhunderten, darunter ein reich geschnitzter Flügelaltar von 1524 und einer Orgel von 1645. Du kannst durch den Kreuzgang und den Garten flanieren und das Klostermuseum oder das Café besuchen.

Malerische Altstadtgasse mit historischen Fachwerkhäusern in Lüneburg.

Im Senkungsgebiet geht es ruhig zu.

Zurück in der Stadt kannst du noch einen Abstecher zur alten Stadtbefestigung machen. Diese schützte das reiche Lüneburg vor Eindringlingen. Viel ist von der alten Stadtbefestigung heute nicht mehr zu sehen. An der Bardowicker Straße kannst du einen Spaziergang entlang der alten Wallanlage machen. An der Bardowicker befinden sich noch einige der alten Armeleutehäuser, die wie Nester an der Stadtmauer kleben.

Mein Fazit zu Lüneburg? Ich liebe diese kleine, hübsche, gut erhaltene Stadt, die man bestens zu Fuß erkunden kann! Ein Wochenende reicht allerdings kaum aus, um alle Sehenswürdigkeiten von Lüneburg zu erkunden. Ich werde bestimmt noch mal wiederkommen!

Warst du schon mal in Lüneburg? Wie hat dir die Stadt gefallen? Ich freue mich auf deinen Kommentar! 

Veröffentlicht am: 11. März 2025

2 Kommentare

  1. Britta 12. März 2025 um 15:56 - Antworten

    Was für ein treffender Artikel, liebe Sabine!

    Wusstest du, dass sich der Erbauer der Johanniskirche vom Turm zu Tode gestürzt hat/haben soll (ich weiß es nicht), weil der Turm wegen der Bodensenkung schief war? Er dachte, er hätte falsch gerechnet, aber konnte gar nichts dafür.

    Aus Neugier habe ich das noch einmal gegoogelt, und dazu noch folgende (vermutlich reichlich überzogene) Anekdote gefunden. Die ist mir dann auch neu – ich habe Zweifel!

    https://www.lueneburger-heide.de/stadt/artikel/11699/der-schiefe-turm-von-lueneburg.html

    • Sabine 13. März 2025 um 10:26

      Danke für die Anekdote, liebe Britta. Nein, die Geschichte kannte ich noch nicht. Der arme Baumeister …

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Veröffentlicht am: 11. März 2025

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2 Kommentare

  1. Britta 12. März 2025 um 15:56 - Antworten

    Was für ein treffender Artikel, liebe Sabine!

    Wusstest du, dass sich der Erbauer der Johanniskirche vom Turm zu Tode gestürzt hat/haben soll (ich weiß es nicht), weil der Turm wegen der Bodensenkung schief war? Er dachte, er hätte falsch gerechnet, aber konnte gar nichts dafür.

    Aus Neugier habe ich das noch einmal gegoogelt, und dazu noch folgende (vermutlich reichlich überzogene) Anekdote gefunden. Die ist mir dann auch neu – ich habe Zweifel!

    https://www.lueneburger-heide.de/stadt/artikel/11699/der-schiefe-turm-von-lueneburg.html

    • Sabine 13. März 2025 um 10:26

      Danke für die Anekdote, liebe Britta. Nein, die Geschichte kannte ich noch nicht. Der arme Baumeister …

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