Das Verrückteste, was ich je gemacht habe

Übungen vor dm Fallschirmsprung

„Was habt Ihr schon mal Verrücktes gemacht?“ fragt Ellen vom Reiseblog Patrota in ihrer Blogparade. Hm, ich bin jetzt nicht so der Typ für verrückte Sachen (manche sind anderer Meinung, wenn sie sich allein meine Reiseziele anschauen …). Aber da muss es doch was geben in meinem Leben, von dem ich heute sage: „Total verrückt, dass du das damals gemacht hast!“

Ja, in der Tat. Wenn ich an mein Auslandsjahr in Wales während des Studiums zurückdenke, da habe ich etwas gemacht, was ich mich heute wohl nicht mehr trauen würde. Ich bin Fallschirm gesprungen! Wie es dazu kam? Das ist die Geschichte:

Anfängerkurs Fallschirmspringen

An der Uni in Swansea fand ich einen Aushang des Hochschulsports: „Parachuting – Beginners‘ Course“. Für 130 Britische Pfund (damals fast 400 D-Mark, eine ganz schöne Stange Geld!) gab es einen Einsteigerkurs und einen freien Sprung – und zwar allein, kein Tandemsprung! Ich war damals 22 Jahre alt und auf Abenteuer aus, also buchte ich den Kurs.

An einem Freitagabend versammelten wir uns auf dem winzigen Sportflugplatz auf der Halbinsel Gower nahe Swansea zum ersten Schulungsteil. Theoriewissen über Windrichtungen, Sprunghöhen und Verhalten im Ernstfall sowie praktische Übungen standen auf dem Programm: Anlegen des Fallschirms, Steuern des Fallschirms, das richtige Abrollen beim Ankommen auf dem Boden. Nach drei Stunden waren wir platt und reif für das Feldbett am Flughafen – denn am nächsten Morgen ging es direkt früh weiter.

Sabine und andere hören dem Trainer zu

Die Angst herausschreien?

Noch halb verschlafen schrien wir uns morgens die Seele aus dem Leib: „One thousand, two thousand , three thousand, four thousand – check canopy!“ Diese vier Sekunden braucht es nämlich, bis der Fallschirm, der am Flugzeug befestigt ist, sich von allein öffnet. Um fünf Uhr nachmittags war es endlich soweit: Wir hatten den theoretischen und praktischen Schulungsteil geschafft, jetzt sollte es ernst werden!

Wurde es aber nicht. Das berühmte britische Wetter machte uns nämlich einen Strich durch die Rechnung. Schon den ganzen Tag hatte dichter Nebel den Flugplatz eingehüllt, sodass an einen Fallschirmsprung nicht zu denken war. Trotz vieler Stoßgebete zum Himmel blieb es bis abends neblig, sodass wir alle enttäuscht die Heimfahrt antraten.

Endlich springen!

Erst drei Wochen später war das Wetter gut genug, um den Sprung endlich zu wagen. Ich fuhr wieder zum Flughafen, zog den quietschgelben Springeranzug an, und wir wiederholten im Schnelldurchgang all das, was wir vor drei Wochen gelernt hatten: Absprung aus dem Flieger, Abrollen auf dem Boden, Notfallmaßnahmen.

Sabine im gelben Anzug wartet auf einer Bank

Und dann ging es endlich los: Ich bekam meinen Fallschirm, einen Helm und eine Schutzbrille, und wir stiegen zu dritt in ein winziges Flugzeug. Beim Abheben machte der Flieger einen Höllenlärm, unter anderem, weil die Tür offenstand, durch die wir auf knapp 2000 Meter Höhe herausspringen sollten. Ich sollte als Erste raus. Glaub es mir oder nicht: Ich hatte überhaupt keine Angst! Es war für mich das Normalste der Welt, in diesem Moment aus einem Flugzeug zu springen. „One thousand, two thousand , three thousand, four thousand – check canopy!“ Laut rausschreien konnte ich es nicht, der Wind nahm mir den Atem, also dachte ich es nur leise. Als ich nach oben blickte, war mein Fallschirm auch schon da.

Ich machte meine Übungen, die ich am Boden trainiert hatte – Rechtsdrehung, Linksdrehung, Bremsen – und genoss anschließend die wunderbare Aussicht über die Halbinsel Gower mit ihren vielen kleinen Stränden und den Schafen, die von oben aussahen wie weiße Stecknadelköpfe. Viel zu schnell musste ich mich schon wieder für die Landung bereitmachen. Über meine Kopfhörer hörte ich den Trainer, der mir von unten immer hektischer Anweisungen gab: „Rechtsherum drehen, rechtsherum!“ Ich zog emsig an meiner rechten Schnur, und die Landung wurde zum Chaos: Statt gegen den Wind zu landen, landete ich mit dem Wind, der mich unsanft über das Landefeld zog und meine Knie lädierte. Mein altes Problem: Ich hatte mal wieder rechts und links verwechselt … Unten angekommen, durfte ich mir den Rüffel des Trainers abholen.

Sabine nach dem Fallschirmsprung mit Fallschirm in der Hand

Auf zum zweiten Sprung

Nach diesem Sprung, der mit so wenig Adrenalinschub begonnen hatte, musste ich es glatt noch mal probieren. Schließlich schwärmten alle von dem Kick, den man beim Fallschirmspringen haben sollte. Ich hatte keinen Kick verspürt … Eine Woche später fuhr ich also erneut zum Flugplatz, kletterte in meinen gelben Anzug und in den Flieger, und ab ging es in die Lüfte. Wieder sollte ich als Erste springen. Ich saß an der offenen Tür – und bekam Panik! Ich wollte da nicht raus! Mir blieb aber nichts anderes übrig, weil hinter mir fünf Leute saßen, die ebenfalls springen wollte. Also Augen zu und durch.

„One thousand, two thousand , three thousand, four thousand – check canopy!“ Mist, die Fäden meines Fallschirms hatten sich verheddert! Ich musste kräftig mit den Beinen schlagen, um das Chaos zu entwirren. Den kläglichen Rest des Fluges war ich ziemlich verkrampft und konzentrierte mich nur noch auf den Kopfhörer und die Stimme des Trainers. Die Landung klappte dann auch gut – aber vom Wunsch nach Fallschirmspringen war ich geheilt. Noch mal brauchte ich die Panik an der Flugzeugluke nicht. Jedesmal, wenn ich heute einen Fallschirmspringer sehe, denke ich mir: Du bist ja schon verrückt gewesen, dass du das tatsächlich damals gemacht hast …

Es muss ja nicht gleich ein Fallschirmsprung sein! Was war das Verrückteste, was du jemals gemacht hast? Verrätst Du es mir in den Kommentaren?

Veröffentlicht am: 12. September 2017

8 Kommentare

  1. Gina 15. September 2017 um 0:24 - Antworten

    Liebe Sabine,

    einen Fallschirmsprung müsste ich nicht haben.

    Ich war ziemlich verrückt in der Zeit, als ich Wildwasser gepaddelt bin. Einmal bin ich mit dem Kajak von einer drei bis vier Meter hohen Klippe in den Bach gesprungen. Dazu muss man von einem Helfer von hinten angeschoben werden, um über den Rand zu kommen. Im Idealfall taucht man in einem 45-Grad-Winkel mit der Bootsspitze voran ins Wasser. Mein Liebster, der mich anschob, hatte aber noch gar keine Erfahrung mit so etwas und schaffte nicht, das Gewicht gegenzuhalten. So wurde nichts aus dem idealen 45-Grad-Winkel, mein Boot kippte unkontrolliert über die Kante und ich schlug voll mit dem Gesicht aufs Wasser auf. Als ich wieder hoch gerollt war, muss ich knallrot im Gesicht gewesen sein, es brannte ordentlich. Das Adrenalin ließ mich das kaum wahrnehmen.
    Nicht, dass mich das daran gehindert hätte, es wenige Tage später nochmal zu versuchen, aber mit einem Profi als Anschieber. Klappte besser, aber heute brauche ich so etwas nicht mehr. Auch mein damaliger Traum, mal einen Wasserfall mit dem Kajak runter zu fahren lässt mich heute nur noch dem Kopf schütteln.

    Liebe Grüße
    Gina

    • Sabine 15. September 2017 um 9:45

      Vor Wildwasserfahrten habe ich echt Angst! Wenn ich mir die Fotos anschaue, wie sich die Leute in die Fluten stürzen, wird mir bange. Von daher: Hut ab, dass du dich das gleich zweimal getraut hast!

  2. Grenzenlos 14. September 2017 um 7:36 - Antworten

    Einfach nur geil. Bin auch etwas verrückt, doch Höhe ist nicht so mein Ding. Hut (Helm) ab!!!
    LG, Wi grenzenlos

    • Sabine 15. September 2017 um 9:45

      Zum Glück leider ich nicht unter Höhenangst – das macht auf Reisen vieles einfacher ;-)

  3. Tanja 12. September 2017 um 18:55 - Antworten

    Hallo Sabine,
    ich kann nachvollziehen wie du dich gefühlt hast, denn auch ich bin schon mit dem Fallschirm unterwegs gewesen. Dies allerdings nicht alleine,sondern im Tandem .Spaß hat es mir damals gemacht, aber ob ich es noch einmal machen würde ist fraglich.
    Das Verrückteste meinerseits war die Besteigung des Similaun 3599 m .Früh am Morgen hieß es aufrüsten und als erste Seilschafft des Tages wagten wir zu dritt (mit Bergführer) den Aufstieg von der Similaunhütte hinauf zum Gipfel, der sehr steil in der Umgebung heraus ragt. Wir hatten kein gutes Wetter, denn immer wieder fegte der Wind in eisigen Böen über uns hinweg, sodass aus einem 2 stündigen Aufstieg schnell drei wurden. Wir schlichen über den schneebedeckten Westgrat und wenn wieder eine Böe in Anmarsch war,mussten wir die Eispickel in den geforenen Boden rammen und uns gut ducken. Zur linken Seite ging es gut 500 Meter steil hinab und man konnte immer nur ein Bein vor dem anderen setzen. An einer Stellen kam unser Bergführer irgendwie ins straucheln ….“Hallo,wir sind aneinander gebunden,also lass den Scheiß“ , dachte ich damals noch.Er fing sich zum Glück, sonst könnte ich das hier jetzt nicht mehr schreiben ;-)!
    Heute würde ich es nicht mehr wagen; ist mir einfach zu riskant. Ich liebe die Berge immer noch, jedoch würde es vollkommen ausreichend sein ,ganz normale Wanderrouten zu erkunden. Das passt :-)!

    Liebe Grüße
    Tanja

    • Sabine 12. September 2017 um 22:02

      Puh, da hätte ich am Berg aber auch Angst bekommen! Vor Bergen habe ich echt Respekt, so schön sie auch aussehen. Schön, dass du diese Zeilen noch schreiben konntest ;-)

  4. Ellen 12. September 2017 um 9:52 - Antworten

    Liebe Sabine
    Was für eine verrückte Geschichte! Da bleibt mir das Herz beim Lesen schon fast stehen!
    Hab ganz lieben Dank für Deinen verrückten Beitrag. Dagegen ist mein Jodler ja sehr harmlos.
    Herzliche Grüsse,
    Ellen

    • Sabine 12. September 2017 um 10:54

      Ich hätte mich wahrscheinlich das Jodeln nicht getraut ;-) Da bin ich nicht so diejenige, die sich gern zum Obst macht …

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Veröffentlicht am: 12. September 2017

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8 Kommentare

  1. Gina 15. September 2017 um 0:24 - Antworten

    Liebe Sabine,

    einen Fallschirmsprung müsste ich nicht haben.

    Ich war ziemlich verrückt in der Zeit, als ich Wildwasser gepaddelt bin. Einmal bin ich mit dem Kajak von einer drei bis vier Meter hohen Klippe in den Bach gesprungen. Dazu muss man von einem Helfer von hinten angeschoben werden, um über den Rand zu kommen. Im Idealfall taucht man in einem 45-Grad-Winkel mit der Bootsspitze voran ins Wasser. Mein Liebster, der mich anschob, hatte aber noch gar keine Erfahrung mit so etwas und schaffte nicht, das Gewicht gegenzuhalten. So wurde nichts aus dem idealen 45-Grad-Winkel, mein Boot kippte unkontrolliert über die Kante und ich schlug voll mit dem Gesicht aufs Wasser auf. Als ich wieder hoch gerollt war, muss ich knallrot im Gesicht gewesen sein, es brannte ordentlich. Das Adrenalin ließ mich das kaum wahrnehmen.
    Nicht, dass mich das daran gehindert hätte, es wenige Tage später nochmal zu versuchen, aber mit einem Profi als Anschieber. Klappte besser, aber heute brauche ich so etwas nicht mehr. Auch mein damaliger Traum, mal einen Wasserfall mit dem Kajak runter zu fahren lässt mich heute nur noch dem Kopf schütteln.

    Liebe Grüße
    Gina

    • Sabine 15. September 2017 um 9:45

      Vor Wildwasserfahrten habe ich echt Angst! Wenn ich mir die Fotos anschaue, wie sich die Leute in die Fluten stürzen, wird mir bange. Von daher: Hut ab, dass du dich das gleich zweimal getraut hast!

  2. Grenzenlos 14. September 2017 um 7:36 - Antworten

    Einfach nur geil. Bin auch etwas verrückt, doch Höhe ist nicht so mein Ding. Hut (Helm) ab!!!
    LG, Wi grenzenlos

    • Sabine 15. September 2017 um 9:45

      Zum Glück leider ich nicht unter Höhenangst – das macht auf Reisen vieles einfacher ;-)

  3. Tanja 12. September 2017 um 18:55 - Antworten

    Hallo Sabine,
    ich kann nachvollziehen wie du dich gefühlt hast, denn auch ich bin schon mit dem Fallschirm unterwegs gewesen. Dies allerdings nicht alleine,sondern im Tandem .Spaß hat es mir damals gemacht, aber ob ich es noch einmal machen würde ist fraglich.
    Das Verrückteste meinerseits war die Besteigung des Similaun 3599 m .Früh am Morgen hieß es aufrüsten und als erste Seilschafft des Tages wagten wir zu dritt (mit Bergführer) den Aufstieg von der Similaunhütte hinauf zum Gipfel, der sehr steil in der Umgebung heraus ragt. Wir hatten kein gutes Wetter, denn immer wieder fegte der Wind in eisigen Böen über uns hinweg, sodass aus einem 2 stündigen Aufstieg schnell drei wurden. Wir schlichen über den schneebedeckten Westgrat und wenn wieder eine Böe in Anmarsch war,mussten wir die Eispickel in den geforenen Boden rammen und uns gut ducken. Zur linken Seite ging es gut 500 Meter steil hinab und man konnte immer nur ein Bein vor dem anderen setzen. An einer Stellen kam unser Bergführer irgendwie ins straucheln ….“Hallo,wir sind aneinander gebunden,also lass den Scheiß“ , dachte ich damals noch.Er fing sich zum Glück, sonst könnte ich das hier jetzt nicht mehr schreiben ;-)!
    Heute würde ich es nicht mehr wagen; ist mir einfach zu riskant. Ich liebe die Berge immer noch, jedoch würde es vollkommen ausreichend sein ,ganz normale Wanderrouten zu erkunden. Das passt :-)!

    Liebe Grüße
    Tanja

    • Sabine 12. September 2017 um 22:02

      Puh, da hätte ich am Berg aber auch Angst bekommen! Vor Bergen habe ich echt Respekt, so schön sie auch aussehen. Schön, dass du diese Zeilen noch schreiben konntest ;-)

  4. Ellen 12. September 2017 um 9:52 - Antworten

    Liebe Sabine
    Was für eine verrückte Geschichte! Da bleibt mir das Herz beim Lesen schon fast stehen!
    Hab ganz lieben Dank für Deinen verrückten Beitrag. Dagegen ist mein Jodler ja sehr harmlos.
    Herzliche Grüsse,
    Ellen

    • Sabine 12. September 2017 um 10:54

      Ich hätte mich wahrscheinlich das Jodeln nicht getraut ;-) Da bin ich nicht so diejenige, die sich gern zum Obst macht …

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