Blinde Masseure in Kuala Lumpur

Massagecenter mit blinden Masseuren in Kuala Lumpur

Die Fußgängerampeln ticken laut, wenn sie auf grün stehen. Auf den Bürgersteigen sind gelbe Markierungen mit fühlbaren Erhebungen angebracht. Alle paar Minuten kommt uns ein Mensch mit einem Blindenstock entgegen. Ein Mann mit Sehbehinderung, der sich nicht über die stark befahrene Straße traut, wird von einer Frau beherzt am Arm genommen und über den Gehweg geleitet …

Willkommen in Kuala Lumpur im Stadtteil Brickfields, der auch Blind City genannt wird und sich direkt am Bahnhof KL Sentral befindet. Hier hat auch der Verband „Malaysian Association for the Blind“ seinen Sitz, weshalb in Brickfields überdurchschnittlich viele blinde und sehbehinderte Menschen leben, die ganz selbstverständlich in den Alltag eingebunden werden.

Leitwege für Blinde auf dem Bürgersteig

Hilfe für Blinde auf ihrem Weg durch Brickfields. (Foto: Jochen Hafner)

In einem Trainingscenter bietet der Blindenverband kostenlose Kurse an, in denen die Blinden Büroaufgaben, Computerreparaturen oder Massieren lernen können. Vor allem die Ergebnisse der Massagekurse sind nicht zu übersehen: Zahlreiche Massagecenter in Brickfields bieten“Traditional Massage by Blind Masseurs“ an. Da ich in Asien gern Massagen ausprobiere, lasse ich mich einfach mal auf das Abenteuer ein, mich von einem blinden Menschen massieren zu lassen.

Urut Tradisional von blinden Masseuren

Genau gegenüber von unserem Hotel befindet sich das Massagestudio Urut Tradisional PB (Urut bedeutet auf Malaysisch Massage). Es wurde vor 35 Jahren von Lee Sheng Show, dem „President of the Certified Masseurs Association“, gegründet. Die Bewertungen im Internet hören sich gut an, daher melden mein Partner und ich uns für jeweils eine einstündige Massage an. Diese kostet pro Person 60 Malaysische Ringgit (ca. 12 Euro). Wir sind gespannt, was uns erwartet.

Häuserfront mit Schild Blind Massage Centre

Massagecentren gehören zum Stadtbild in Bricksfield. (Foto: Jochen Hafner)

Der Hauseingang ist nicht besonders einladend. Wir gehen durch eine schmale Tür eine enge Treppe in den ersten Stock hinauf (alle Massagecenter in dieser Gegend scheinen sich auf höheren Etagen zu befinden). Am Eingang zum PB-Massagecenter empfängt uns eine resolute Chinesin hinter der Theke. 20 Massageräume befinden sich rechts und links von ihr, hinter den Türen wird offenbar eifrig gearbeitet. Alle Masseure und Masseurinnen, die Lee Sheng Chow beschäftigt, sind vollständig oder fast blind und haben das Massieren professionell erlernt.

Mit Händen den Körper „sehen“

Ich darf wählen, ob ich von einer Frau oder einem Mann massiert werde, männliche Kunden haben keine Wahl und bekommen immer einen männlichen Masseur zugewiesen. Meine Masseurin Lee May geht voraus und leitet mich in ein schlichtes, aber sauberes Zimmer mit zwei Liegen, bezogen mit sauberen, weißen Laken. Ich bitte allerdings um ein anderes Zimmer, weil in diesem die Klimaanlage den Raum auf Eiseskälte runterkühlt und ich keine Lust habe, eine Erkältung zu bekommen. Wir wechseln in ein Zimmer mit Ventilator.

Zwei Liegen mit weißen Laken

Einfach, aber sauber: das Arbeitsgerät eines blinden Masseurs.

Lee May bittet mich – in gutem Englisch, das hier alle Masseure sprechen -, alles bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Dann begibt sie sich an die Arbeit: Ich werde geknetet, geklopft, gestrichen und verdreht. Lee Mays Hände, mit denen sie meinen Körper ertastet, finden immer wieder verspannte Stellen. Ich habe das Gefühl, sie sieht mit ihren Händen besser als so manch ein Masseur mit gutem Augenlicht. Stück für Stück arbeitet sie sich von meinen Füßen bis zu meinen Schultern hinauf. Nach einer Stunde Behandlung habe ich jeden Muskel in meinem Körper einmal gespürt – von manchen wusste ich nicht einmal, dass ich sie besitze … Nach einer heißen Tasse Tee an der Rezeption kehre ich tiefenentspannt in das Großstadtgetümmel von Kuala Lumpur zurück.

Tipp: Nur echte Massagecenter wählen

Wer sich ebenfalls in Kuala Lumpur von einem blinden Masseur behandeln lassen will, sollte darauf achten, in ein Massagecentrum zu gehen, das vom NCBM, dem National Council for the Blind, unterstützt wird. In den vergangenen Jahren sind neben den „echten“ Blind Massage Centern viele kleine Studios entstanden, die keine geschulten Masseure beschäftigen, die ihre Beschäftigten schlecht bezahlen, manchmal sogar unter unmenschlichen Bedingungen beherbergen, und die auch erotische Massagen mit jungen Chinesinnen anbieten. Achtung also vor solchen Angeboten!

Ich kann eine Massage von blinden Masseuren auf jeden Fall empfehlen. Wo hast du bisher deine beste Massage erhalten? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

 

 

Veröffentlicht am: 27. März 2018

2 Kommentare

  1. Urs 4. April 2018 um 12:40 - Antworten

    Hallo Sabine
    Schöner Artikel, weil ich mich so schön in dich hineinversetzen kann. Da Massagen in europa exorbitant viel Kosten, gehen wir auch in Asien sehr oft zur Massage. Auch Blinde Masseure/Masseusen hatten wir bereits. Ich kann dem nur zustimmen dass diese oft mehr „Sehen“ als Masseure ohne Sehbehinderung. In Asien werden Klimaanlagen gerne bis zum Anschlag aufgedreht, ganz besonders in solchen Massage Salons. Da muss man echt schon aufpassen, dass man keine erkältung bekommt. Wir legen uns dann auch gerne mal auf die am weitesten von der AC entfernteste Liege. Sehr zum unwillen der Masseusen, weil die dann auch mehr schwitzen ;)
    LG, Urs

    • Sabine 4. April 2018 um 17:27

      Hallo Urs, ja, die vielen tollen und günstigen Massagemöglichkeiten, die man in Asien so hat, fehlen mir hier in Deutschland wirklich. Nur auf die Klimaanlagen könnte ich in der Tat verzichten ;-)

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Veröffentlicht am: 27. März 2018

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2 Kommentare

  1. Urs 4. April 2018 um 12:40 - Antworten

    Hallo Sabine
    Schöner Artikel, weil ich mich so schön in dich hineinversetzen kann. Da Massagen in europa exorbitant viel Kosten, gehen wir auch in Asien sehr oft zur Massage. Auch Blinde Masseure/Masseusen hatten wir bereits. Ich kann dem nur zustimmen dass diese oft mehr „Sehen“ als Masseure ohne Sehbehinderung. In Asien werden Klimaanlagen gerne bis zum Anschlag aufgedreht, ganz besonders in solchen Massage Salons. Da muss man echt schon aufpassen, dass man keine erkältung bekommt. Wir legen uns dann auch gerne mal auf die am weitesten von der AC entfernteste Liege. Sehr zum unwillen der Masseusen, weil die dann auch mehr schwitzen ;)
    LG, Urs

    • Sabine 4. April 2018 um 17:27

      Hallo Urs, ja, die vielen tollen und günstigen Massagemöglichkeiten, die man in Asien so hat, fehlen mir hier in Deutschland wirklich. Nur auf die Klimaanlagen könnte ich in der Tat verzichten ;-)

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