Sepilok auf Borneo: Tierparadies im Regenwald

Orang Utan mit Baby

Es gibt ein paar Ecken auf der Welt, von denen ich seit Jahren geträumt habe. Eine davon ist Borneo. Regenwald, Orang-Utans, Natur pur … Aus welchen Gründen auch immer habe ich es lange nicht geschafft, dorthin zu kommen. Im Gegensatz zu meiner Bloggerkollegin Carina Hofmeister. Carina schreibt auf ihrem Natur-Reiseblog Last Paradise über ihre Reisen zu den letzten Paradiesen der Welt. Das sind zum Beispiel die unberührten Naturparadiese, wie die Nationalparks in Afrika, aber auch die kleinen Paradiese und versteckten Schätze in Städten. Ich freue mich, dass Carina mir einen Gastbeitrag über Borneo geschrieben und auch die tollen Bilder dazu geliefert hat. 

Borneo Regenwald

Der Orang-Utan kommt immer näher. Jetzt ist er nur noch ein paar Meter von uns entfernt und schaut uns mit seinen dunklen Augen an. Seine faltigen, starken Hände greifen nach dem Geländer und kraftvoll schwingt sich das Tier auf die Absperrung. Nun steht er fast vor mir. Ich höre seinen schnaufenden Atem.

Vor meiner Reise hatte ich schon so viel von Borneo gehört, gesehen und gelesen und hatte ziemlich genaue Bilder vor Augen: Heimat der letzten Orang-Utans, unberührte tropische Regenwälder, seltene Pflanzen aber auch extreme, rücksichtslose Abholzung. Meine Erwartungen an diese Exkursion waren hoch. Doch Borneo hat mich nicht enttäuscht!

Dieses Jahr hatte ich das einmalige Glück, mit einer Gruppe aus Wissenschaftlern, interessierten Studenten und unseren Professoren im Rahmen einer Studienexkursion nach Borneo zu reisen. Vier Wochen lang waren wir im malaysischen Teil der drittgrößten Insel der Welt unterwegs und ich habe in dieser Zeit viele traumhafte Orte gesehen, aber auch viel über die Bedrohung des Regenwalds gelernt.

Borneo Regenwald

Highlight: der Regenwald in Sepilok

Nahe Sandakan, der zweitgrößten Stadt im malaysischen Bundesstaat Sabah, befindet sich der kleine Ort Sepilok. Hier war die letzte Station unserer Studienreise. Außer Wald gibt es hier nicht viel. Dort angekommen erhoben sich vor mir die majestätischen Bäume bis zu 60 Meter in die Höhe. Hier reicht der Urwald noch, soweit das Auge reicht. Doch das ist noch nicht alles. Das Besondere ist nämlich: Im Rainforest Discovery Center (RDC) in Sepilok kann der Besucher den Regenwald hautnah zu erleben. Und das nicht nur von der gewohnten Perspektive vom Boden aus, sondern auf Höhe der Bäume. Und beim ersten Rundgang über den Baumkronenweg, dem sogenannten Canopy Walk, wurde uns klar, warum wir bisher in den Wäldern so wenig Tiere gesehen haben: Ein Großteil der Tiere lebt in den Kronen der Bäume und kommt einfach nie auf den Boden. Dass wir von unten von diesem ganzen Spektakel nichts mitbekommen haben, ist klar.

Borneo

Angefangen von kleinen Nektarvögeln über früchtefressende Eichhörnchen bis hin zum großen Nashornvogel, der auf Borneo verehrt wird, sahen wir sehr viele Tiere. Da wir bisher fast ausschließlich Insekten gesehen hatten, freute ich mich natürlich „tierisch“ über die kleinen Eichhörnchen und die großen Vögel! Gleichzeitig hatten wir das besondere Glück, dass zu unserer Studiengruppe ein Mitarbeiter des Rainforest Discovery Center gehörte und wir so die einmalige Möglichkeit hatten, den Einbruch der Nacht auf dem Canopy Walk zu erleben.

Borneo Regenwald

Abends geht’s im Regenwald erst richtig los

Von allen Seiten ertönt das laute Singen von unzähligen Zikaden. Der Nashornvogel ruft mit seiner durchdringenden Stimme nach seinem Weibchen. Etliche Insekten und Frösche stimmten in den Chor der Nacht ein. Und von Fern tönen leise die Rufe der scheuen Languren-Affen. Was für eine unglaubliche Geräuschkulisse! Und zum Abschluss eines geradezu magischen Abends konnten wir noch ein ganz besonderes Schauspiel erleben: ein seltenes Gleithörnchen flog direkt über unsere Köpfe hinweg von einem Baum zum nächsten! Nach so einem aufregenden Tag in Sepilok war es auch kein Wunder, dass mir sofort die Augen zu fielen. Außerdem wusste ich: Am nächsten Tag erwartet uns noch eine ganz besondere Begegnung.

Orang-Utans in der Auswilderungsstation

Auf ganz Borneo gibt es zwei Orang-Utan Auswilderungsstationen. Eine befindet sich in der Nähe des Kubah Nationalparks in Sarawak, die andere hier in Sepilok. Hierher werden Orang-Utans gebracht, die auf Palmöl-Plantagen gefunden werden oder kleine Orang-Utans-Babys und -Kinder, die auf illegalen Märkten an reiche Asiaten verkauft werden sollen. Wusstest du zum Beispiel, dass Orang-Utan Mütter nur etwa alle 8 bis 10 Jahre ein einziges Baby bekommen und dieses bis zum Erwachsenenalter bei ihnen bleibt? Neue Generationen von Orang-Utans entstehen also sehr langsam und deshalb ist es auch so schlimm für den Erhalt dieser Art, wenn die Tiere aus ihren Lebensräumen gerissen werden.

Borneo Regenwald

In der Auswilderungsstation in Sepilok werden sie wieder an das Leben in der Natur gewöhnt. Die Tiere leben dort in dem geschützten Wald und können sich frei bewegen. Einmal täglich ist Fütterungszeit. Die Tiere können kommen, aber sie müssen auch nicht. Allerdings lassen sich die wenigsten Affen die schmackhaften Früchte entgehen. Zur Fütterungszeit um 15 Uhr ist es den Besuchern erlaubt, eine Stunde lang die Plattform mit den Orang-Utans zu beobachten. Doch dieses Erlebnis hat natürlich auch seinen Preis. Eine Stunde Besuch bei den Orang-Utans kostet 30 RM (Malaysische Ringit). Die Erlaubnis zum Fotografieren noch einmal 20 RM. Fürs Filmen käme dann noch mal etwas dazu. Also ist man insgesamt bei ca. 60 RM (ca. 15 Euro). Das ist natürlich immer noch nicht teuer, aber im Verhältnis zu den Preisen im Land ist es doch recht viel. Außerdem ist es ziemlich voll mit Touristen, sodass fast die Atmosphäre eines Zoos entsteht. Aber trotzdem ist es dieses Erlebnis auf alle Fälle wert!

Meine Tipps:

  • Versuch, mindestens einen Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang auf dem Canopy Walk zu erleben! Besonders früh morgens sind sehr viele Tiere aktiv, und man kann sie gut beobachten. Tagsüber ist es ihnen meist zu heiß und sie verstecken sich. Außerdem ist der Ausblick unbeschreiblich!
  • Sei am besten eine halbe Stunde vor Fütterungsbeginn am Eingang der Orang-Utan Auswilderungsstation. Es wird voll werden. Und du willst doch nicht in der letzten Reihe stehen?
  • Erkunde den Park auch vom Boden aus. Es gibt viele tolle und seltene Pflanzen zu sehen, zum Beispiel einen der größten Bäume ganz Borneos!
  • Mach eine Nachtwanderung mit! Wir hatten Glück und konnten uns einer Gruppe anschließen, die gerade einen gemacht haben. Die Guides haben sehr viel Ahnung und den richtigen Riecher, wann und wo welche Tiere zu sehen sind. So haben wir auch das Gleithörnchen gesehen!

Borneo5

Der Orang-Utan schaut zu mir mit seinen großen, braunen Augen. Unsere Blicke treffen sich. Ich bleibe stehen und hoffe, dass er nicht näher kommt. Dann greift er nach einem Ast und verschwindet wieder im Dickicht des Dschungels.

Jessica von Yummy Travels war auch bei den Orang-Utans in Borneo und hat viele Hintergründe zu den Tieren recherchiert.

 

 

Veröffentlicht am: 10. Dezember 2014

4 Kommentare

  1. Julia 9. November 2019 um 16:19 - Antworten

    Danke für diesen Bericht! Nachdem ich auf Youtube ein Video von der Fütterung gesehen hatte und die vielen Touristen, wollte ich Sepilok schon für uns abhaken. Aber jetzt denke ich: Es lohnt sich doch.

    • Sabine 9. November 2019 um 16:27

      Hallo Julia, ja, es ist voll in Sepilok. Wenn man sich davon freimacht, Orang Utans in freier Wildbahn in kleiner Gruppe sehen zu wollen, ist es ein schönes Erlebnis. Ich persönlich habe in Sepilok gar keine Orang Utans gesehen. Sie wollten nicht rauskommen. Erfolgreich waren wir in Semenggoh bei Kuching, da war es auch nicht ganz so voll wie in Sepilok.

  2. Oliver 5. Januar 2017 um 10:14 - Antworten

    Es ist unglaublich was Du mit dieser Seite hier auf die Beine gestellt hast. Bewundernswert. Weiterhin viel Erfolg und liebe Grüße. Ich hab jetzt leider Fernweh!! Oliver

  3. […] wie es zu meiner Begegnung mit dem Orang-Utan kam, kannst du auf Sabines Blog Ferngeweht erfahren. Den Artikel findest du hier oder du klickst oben auf das […]

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Veröffentlicht am: 10. Dezember 2014

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  1. Julia 9. November 2019 um 16:19 - Antworten

    Danke für diesen Bericht! Nachdem ich auf Youtube ein Video von der Fütterung gesehen hatte und die vielen Touristen, wollte ich Sepilok schon für uns abhaken. Aber jetzt denke ich: Es lohnt sich doch.

    • Sabine 9. November 2019 um 16:27

      Hallo Julia, ja, es ist voll in Sepilok. Wenn man sich davon freimacht, Orang Utans in freier Wildbahn in kleiner Gruppe sehen zu wollen, ist es ein schönes Erlebnis. Ich persönlich habe in Sepilok gar keine Orang Utans gesehen. Sie wollten nicht rauskommen. Erfolgreich waren wir in Semenggoh bei Kuching, da war es auch nicht ganz so voll wie in Sepilok.

  2. Oliver 5. Januar 2017 um 10:14 - Antworten

    Es ist unglaublich was Du mit dieser Seite hier auf die Beine gestellt hast. Bewundernswert. Weiterhin viel Erfolg und liebe Grüße. Ich hab jetzt leider Fernweh!! Oliver

  3. […] wie es zu meiner Begegnung mit dem Orang-Utan kam, kannst du auf Sabines Blog Ferngeweht erfahren. Den Artikel findest du hier oder du klickst oben auf das […]

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